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Die störrische Braut: Eine Interpretation der Widerspenstigen Zähmung [Rezension]

Der Widerspenstigen Zähmung von Shakespeare ist sicherlich eines seiner am häufigsten reinterpretierten Stücke. Die bekannteste Fassung – 10 Dinge, die ich an dir hasse – konzentriert sich vor allem auf den RomCom-Aspekt der Geschichte, während die Filmversion von Elisabeth Taylor sich vor allem – nunja, besser kann man es nicht sagen – auf die zickigen Ausraster von Elisabeth Taylor selbst konzentriert.

Die störrische Braut von Anne Tyler wählt einen dritten Weg: Eine vollkommen uninteressante Protagonistin, die von ihrem Vater zu einer seltsam motivierten Ehe gezwungen werden soll.

Die Rolle der Kathrine ist seit jeher als Beruhigung für Eltern angelegt worden. „Selbst die störrische Kate findet zum Schluss einen Mann.“ Dabei ist es egal, dass sie zu ihrem „Glück“ gezwungen werden muss. Hauptsache sie stirbt nicht als alte Jungfer. Und genau diese Motivation wird immer wieder in modernisierten Versionen aufgegriffen und versucht mit unserem modernen Denken zu verbinden. Natürlich ist Kate einfach nur eine Feministin, der noch nicht der richtige Mann begegnet ist und deshalb ist sie single, egal ob das ihrem traditionellen Vater gefällt oder nicht.

Ähnliches könnte ein Leser auch von Anne Tyler erwarten. Sie begleitet in ihrer Geschichte Kate, eine junge Frau, die voller Selbstzweifel geplagt ist. Ihre Arbeit als Erzieherin ist zwar nicht ihr Traumjob, aber immerhin hat sie Spaß an der Arbeit mit Kindern. Sie würde gerne von zu Hause ausziehen, aber eigentlich stört es sie auch nicht sich um ihren Vater zu kümmern, der als Wissenschaftler mit allem anderen beschäftigt ist, außer mit dem Haushalt. Und dann ist da noch ihre Schwester Bunny, die vor allem mit ihrem Aussehen beschäftigt ist, wenn sie nicht gerade mit allem flirtet, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.

Ja, Kate könnte sich ein besseres Leben vorstellen, aber ihre Motivation irgendwas zu ändern ist dann doch nicht hoch genug. Auch wenn sie manchmal darüber nachdenkt, dass sie vielleicht nicht der höfflichste Mensch ist. Aber auch das stört sie nicht so richtig.

Und genau dies ist das Problem des Romans: Irgendwie ist er unzufrieden, aber eigentlich auch unmotiviert. So liest er sich und so wird er erzählt. Seltsam kurze Satzkonstruktionen, die scheinbar eine Grundmotivation haben zu einen Satz zu werden, dann aber mittendrin aufgeben.

Eine Protagonistin, die von ihrem eigenen Roman gelangweilt ist, aber auch nicht die Motivation aufbringt die Handlung voranzutreiben und nicht einmal, wie es der Titel vermuten würde, auf irgendeine Art störrisch ist.

Die Handlung scheint für einen Moment Fahrt aufzunehmen, als Pjotr eingeführt wird. Er ist der wissenschaftliche Assistenz des Vaters und soll bald in sein Heimatland zurückkehren, da sein Visum abläuft. Kurzerhand schlägt Kates Vater vor, dass sie Pjotr heiraten könnte, damit er seinen Assistenten nicht verliert. Kate sagt nein, da sie den Mann nicht kennt und nicht heiraten möchte nur um ihm ein Visum zu verschaffen.

Ihre Vater sagt zwei drei Mal bitte, Pjotr sagt, dass er Kate hübsch findet und damit könnte die ganze Sache vorbei sein. Nur geht es in Der Widerspenstigen Zähmung eigentlich darum, dass sie Kate schließlich doch noch verliebt, also wird diese seltsam unmotivierte Handlung über die nächsten Seiten gestreckt und irgendwie so etwas wie eine romantische Geschichte beschrieben, die sich in etwa wie folgt liest:

Vater: Bitte heirate ihn.

Kate: Nein.

Vater: Bitte.

Kate: Nein.

Vater: Aber er ist nett.

Kate: Ich will keinen Fremden heiraten.

Vater: Aber er ist der beste Assistent, den ich je hatte.

Kate: Nein.

Pjotr: Küss mich, Kate.

Kate: Hm, was auch immer. Okay.

Ende des Romans.

Schlechtester Roman der Hogarth Shakepeare-Reihe

Und genau diese Handlung, mit ihren seltsamen uninteressanten Figuren macht Die störrische Braut zum schlechtesten Roman der Hogarth Shakespeare-Reihe.

Weder ist die Handlung auf irgendeine neue Weise interpretiert worden, noch wird die Motivation der Figuren hinterfragt. Die Handlung des Shakespeare Stücks nimmt ihren Lauf, weil sie ihren Lauf nehmen muss. Macht es Sinn, dass Kate nicht einfach einen Fremden heiraten möchte: Absolut. Muss sie es trotzdem machen, weil dies zur Handlung gehrt: Natürlich. Gibt es eine Erklärung wie es dazu kommt: Nein.

Hinzu kommt, dass der Roman noch nicht einmal sonderlich gut geschrieben ist, so dass man sich als Leser durch 219 Seiten kämpft und dabei zunehmen das Gefühl hat, dass sich Tyler verpflichtet hat eine Interpretation Der Widerspenstigen Zähmung zu schreiben, keine Idee hatte und eine Woche vor Abgabe einfach irgendwas aufgeschrieben hat, um überhaupt einen Roman abgeben zu können.

Ich vergebe selten nur einen Stern als Bewertung, aber Die störrische Braut hat diese Bewertung deutlich gewonnen.

Die störrische Braut | Anne Tyler | 2016 | Penguin Deutschland | Bei Amazon kaufen

Dieser Roman wurde mir als Rezensionsexemplar von Penguin Deutschland zur Verfügung gestellt. Dies hat meine Meinung nicht beeinflusst.

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Der weite Raum der Zeit – Jeanette Winterson erzählt Shakespeare [Review]

Heute bekommt ihr meine dritte Rezension aus der Hogarth Shakespeare-Reihe. Einem phantastischem Projekt, bei dem acht großartige Autoren jeweils eines ihrer Lieblingsstücke von Shakespeare in Romanform nacherzählen. Dazu gehören beispielsweise Magaret Atwoods Version von Der Sturm und Edward St. Aubyns Interpretation von King Lear. Heute stelle ich euch Jeanette Wintersons (Orangen sind nicht die einzige Frucht, Why be Happy When You Could be Normal?) Neuerzählung von Shakespeares Wintermärchen vor.

Der weite Raum der Zeit, die Neuinterpretation von Jeanette Winterson.

Shakespeares Wintermärchen ist eines der kompliziertesten Beziehungsdramen. Es fällt in eine Kategorie zusammen mit Goethes Die Wahlverwandschaften was positive Ereignisse angeht. Erzählt wird im Original, sowie in Wintersons Nacherzählung die Geschichte von Leo (Leontes), dessen bester Freund Xeno (Polixenes) einige Zeit bei ihm und seiner schwangeren Frau Mimi (Hermione) lebt. Nachdem die drei einige Zeit glücklich zusammen leben, beginnt Leon zu glauben, dass Mimi und Xeno eine Affaire haben. Er ist sich dessen so sicher, dass er sogar darauf besteht, dass ihr gemeinsames Kind nicht seines ist, sondern eigentlich zu Xeno gehört.

Kurz vor der Geburt konfrontiert Leo Xeno mit seinem Verdacht und vertreibt ihn unter Todesdrohungen aus der Stadt. Als das Kind schließlich geboren wird lässt Leo es zu Xeno schicken, doch durch eine Verkettung unglücklicher Umstände gelangt es niemals dort hin. Leos Gärtner, der das Kind überbringen soll, wird auf offener Straße überfallen und ermordet. Die kleine Perdita wird von einem Vater und seinem Sohn aufgenommen und wächst als Teil ihrer Familie auf.

Jahre vergehen und Perdita lernt Zel (Florizel) in einer Bar kennen und verliebt sich in ihn. Wie sich herausstellt ist er ausgerechnet Xenos Sohn, der mit ihr gemeinsam ihr Vergangenheit zu entrollen sucht.

Poetische Nacherzählung, nah am Original

Winterson zeigt mit ihrer Fassung von Das Wintermärchen, dass sich eine Nacherzählung nah am Original bewegen kann ohne unoriginell zu werden. Ihre Figuren sind lebendig und poetisch. Sie spielen mit Worten und schimmern im Neonlicht, welches sie ständig zu umgeben scheint. Sie bewegen sich in unserer Zeit und dennoch dazwischen.

„Einer der Arbeite wollte das alles nicht, hielt es für falsch, für unmoralisch, denke ich. Für ein Zeichen der Zeit. Aber die Zeit hat so viele Zeichen, wenn wir sie alle läsen, würden wir an gebrochenem Herzen sterben.“
— Jeanette Winterson – Der weite Raum der Zeit

In Der weite Raum der Zeit wird nicht nur Shakespeares Vorlage nacherzählt, es wird durch Hintergrundgeschichten erweitert. Winterson erklärt, weshalb es zu den Spannungen zwischen Leo und Xeno kommt, indem sie ihre Vergangenheit aufrollt und das erste Treffen mit Mimi schildert. Sie belebt Perditas Ziehfamilie zum Leben, indem sie Hintergrundmotive für das komplizierte Familienleben findet. Und sie gibt vor allem Perdita und Zel einen wirklich Grund dafür, weshalb sie zusammen sein wollen.

Alles eingebettet in der Frage danach was Zeit ist und wie sie sich auf Beziehungen auswirkt. Dabei fokussiert sich die Geschichte in mehr oder weniger chronologischer Reihenfolge zunächst auf die Ereignisse zwischen Mimi und Leo, dann Leo und Xeno, um schließlich mit Xeno und Mimi zu schließen und den Kreis perfekt zu machen.

Winterson gelingt hierbei, woran St. Aubyn bei seiner zu nahen Nacherzählung von Shakespeares King Lear gescheitert ist: Sie macht die Welt zu ihrer eigenen. Die Geschichte bleibt beinahe vollständig erhalten und dennoch schaft sie es die Geschichte in eine neue Zeit, die vollkommen losgelöst von unserer zu existieren scheint, zu transformieren.

„In Booten machten wir uns auf den Weg. Die Sterne waren wie Lichter an den Spitzen unserer Masten. Wir wussten nicht, dass Sterne Fossilien sind, Abdrücke der Vergangenheit, und ihr Licht ausstreuen wie eine Botschaft, wie einen letzten Wunsch.“
— Jeanette Winterson – Der weite Raum der Zeit

Der weite Raum der Zeit| Jeanette Winterson | Knaus Verlag | 288 Seiten | Neuinterpretation | 2016 | Bei Amazon kaufen

Dieser Roman wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies hat meine Meinung nicht beeinflusst.

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Hexensaat – Margaret Atwood erzählt Shakespeare [Review]

Bereits am Montag ist meine erste Rezension zur Buchreihe des Hogarth Shakespeare-Projekts online gegangen. Neben Edward St. Aubyns Neuerzählung von King Lear, über die ich am Montag sprach, geht es heute weiter mit Margaret Atwoods Version von Der Sturm.

Margaret Atwoods Roman Hexensaat, eine Neuinterpretation von Shakespeares Der Sturm.

Wie nicht anders von Atwood zu erwarten ist ihre Version von Der SturmHexensaat alles andere als eine reine Neuinterpretation des Shakespeare Dramas. Ihre Geschichte betrachtet Shakespeares Drama, interpretiert es, inszeniert es neu und das mit einem Protagonisten, der nicht bemerkt, dass er auf seiner eigenen verwunschenen Insel festsitzt.

Hexensaat begleitet den Drehbuch-Autor / Regisseur / Schauspieler Felix, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere zunächst seine Frau, seine Tochter und schließlich seine Karriere verliert. Mit seinen Ersparnissen zieht er sich in die Einöde in ein nah zu verlassenes Örtchen zurück, wo er mit dem Geist seiner Tochter Miranda gemeinsam die Zeit an sich vorbeistreichen lässt. Eines Tages liest er von einer freien Stelle als Leiter des Literaturprogramms in einer Haftanstalt und kann gleich den Job ergattern.

Jahr für Jahr interpretiert und inszeniert er mit den Insassen ein Shakespeare-Stück nach dem anderen. Bis sein erbitterter Feind – sein ehemaliger Assistent und Grund für sein abruptes Karriereende – ankündigt die nächste Aufführung ansehen zu wollen. Für Felix die Chance endlich die Fassung von Der Sturm aufzuführen, die er schon immer auf die Bühne bringen wollte.

Die Ebenen des Romans

Hexensaat von Margaret Atwood liest sich beinahe wie eine Romanfassung von Inception. Auf der obersten Ebene befindet sich Felix, der mit den Insassen der Haftanstalt gemeinsam Der Sturm interpretiert. Er legt alle Motive und Themen offen, weist auf Gefängnisse innerhalb des Stücks hin und den Gegensatz von Macht und Machtlosigkeit. Er zeigt wie Shakespeare verschiedene Gesellschaft- und Herrschaftsformen innerhalb des Dramas aufbaut und diese Vergleicht.

Gleichsam schaft Felix – und damit natürlich Atwood – eine Reinterpretation des Sturms durch die Aufführung von Felix Theatergruppe, bei der Ariel zum Superhelden-Alien a là Superman wird und Caliban zum Rapper, der sich selbst befreien kann. Es ist eine vollkommen plumpe Interpretation des Stücks, die viel zu offensichtlich geschieht, als das sie die wirkliche Nacherzählung des Sturms innerhalb von Hexensaat darstellen kann.

Es ist natürlich Felix eigene Wirklichkeit, die unterste Ebene des Romans, die den wahren Sturm beinhaltet. Ein Theaterdirektor, der durch eine nahstehende Person ins Exil getrieben wird und dort mit seinen Geistern gemeinsam leben muss. Nur sein Zauber kann seine Geister dabei am Leben erhalten und wirft dabei die Frage auf wie viel von Prosperos eigener Wahrnehmung auf der Insel der Wirklichkeit entsprach und wie viel nur seinem eigenen Zauber. Gleichsam wie Prospero mit seiner Verbannung kämpft, muss auch Felix mit seinem selbstgewählten Exil leben. Nur seine Kreativität hält ihn am Leben und nur das Wissen, dass seine Tochter Miranda – ein zunächst zufällig gewählter Name, der Felix schnell zum Verhängnis wird – als Geist immer bei ihm sein wird, sorgt dafür, dass er bei Verstand bleibt.

Atwood hält Shakespeare den Spiegel vor

Mit ihrer offensichtlichen Interpretation, ihren Reinterpreation und schließlich der darunter liegenden wirklich Nacherzählung des Sturms – bei der von der Gefängnisleiterin, bis zum hackenden Insassen jede Figur einer Figur aus dem Sturm zugewiesen werden kann – erzählt Atwood eine mutige Romanfassung von Der Sturm. Ihre Figuren wirken allesamt originell und wie von ihr erschaffen, während sie gleichsam von Shakespeares Schatten begleitet werden.

Sie erzählt nicht nur eine Geschichte nach, sie macht sie zu ihrer eigenen und erklärt gleichsam ihren Ursprung. Dieses Vorgehen, verbunden mit der von Atwood zu erwartetenden Intensität der Erzählung und elaborierten Wortwahl, ergibt einen wirklich grandioser Roman der seines gleichen sucht.

Hexensaat | Margaret Atwood | Knaus Verlag | 320 Seiten | Neuinterpretation | 2017 | Bei Amazon kaufen

Dieser Roman wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies hat meine Meinung nicht beeinflusst.

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Dunbar und seine Töchter – Edward St. Aubyn erzählt Shakespeare [Review]

Das Hogarth Shakespeare-Projekt hat acht Autoren die Aufgabe gestellt seine oder ihre Lieblingsshakespeare-Geschichte neu zu interpretieren. Zu den Autoren gehören Literaturgrößen wie Margaret Atwood und Howard Jacobson. Jeder Roman ist in seinem ganz eigenen Genre entstanden und vor allem in einer ganz eigenen Art der Neuinterpretation.

Ich hatte das Glück gleich vier der Romane vom Knaus-Verlag als Rezensionsexemplare zu erhalten – vielen Dank dafür! – und habe einen genauen Blick unter die Cover geworfen. Den Anfang macht heute Dunbar und seine Töchter von Edward St. Aubyn, bekannt für seine Romane Lost for Words. und Mother’s Milk.

Der Roman Dunbar und seine Töchter von Edward St. Aubyn ist eine moderne Neuerzählung von Shakespeares King Lear.

King Lear neu erzählt: Dunbar und seine Töchter

Dunbar und seine Töchter ist eine moderne Interpretation von Shakespeares King Lear. St. Aubyn versucht dabei den König in die Neuzeit zu übertragen. In seinem Roman ist Lear der Herrscher des Medienkonzerns Dunbar. Doch mit dem Alter wird er immer zerstreuter und wird somit eine Gefahr für sein eigenes Imperium.

Seine beiden Töchter Abby und Megan möchten daher schnell dafür sorgen, dass er auf der nächsten Vorstandssitzung zum Rücktritt gedrängt wird und sie endlich gemeinsam das Geschäft übernehmen können. Und wie könnte dies leichter erwirkt werden als den von Burnout belasteten Vater in ein Rehabilitationszentrum nach England zu schaffen, wo mehrere Ärzte bestätigen, dass der alte Dunbar eine Gefahr für sich selbst und andere darstellt.

Doch mit seiner Sturheit haben die beiden nicht gerechnet, denn Dunbar beschließt kurzerhand mit zwei weiteren Patienten zu fliehen, sich nach London durchzuschlagen und sein Imperium zurückzugewinnen. Leichter gesagt als getan, denn Dunbar ist nicht mehr der jüngste und seine Ärzte haben nicht unbedingt einen Meineid begangen, als sie darauf hinwiesen, dass er auch mental nicht mehr der fitteste ist. Zum Glück begibt sich seine jüngste Tochter Florence auf die Suche nach ihm. Ihr ist nämlich – anders als ihren Schwestern – am Wohl ihres Vaters gelegen.

Wenige Abweichungen zum Original, viele langatmige Monologe

St. Aubyns Version von King Lear ist definitiv eine moderne Nacherzählung. Eine Nacherzählung, die sich bis ins kleinste Detail an das Original hält, bis zu dem Punkt, an dem Dunbar einen Narr – den Komiker Peter – benötigt, der ihm hilft zu erkennen, was wirklich wichtig ist im Leben. Dazu kommen Szenenwechsel, die zwischen Dunbar und seinen drei Töchtern hin und her wechseln. Jeder Protagonist wird somit gleichsam zur Erzählstimme des Romans. Und auch wenn dieses Mittel in einem Theaterstück durchaus angemessen ist, muss nicht jede Figur innerhalb eines Romans seine eigenen Motive erklären. Zumal sich die Motive auch in den Erzählungen der jeweils anderen Figuren spiegeln.

Auch übernimmt St. Aubyn jeden von Lears Monologen und davon gibt es im Originalstück nicht gerade wenige. In der Neuinterpretation wirken diese jedoch nicht wie große Meisterwerke der Literaturgeschichte, sondern wie langatmige Monologe, die sich immer wieder um die Frage drehen ob Dunbar in seinem Leben gescheitert ist. Ebenso wie die Erzählform, wirken auch diese Monologe wie eine schlechte Überführung von Theatermethoden in Romanform. Statt großem Pathos verpufft die Stimmung dadurch in sich im Kreis drehenden Passagen.

Diese beiden Punkte allein zeigen das größte Problem von St. Aubyns Ansatz auf: Drama und Epik sind zwei unterschiedliche Gattungen, die sich nicht eins zu eins übertragen lassen. Wiederholungen und unterschiedliches Erzählstimmen wirken auf einer Bühne natürlich – oder zumindest so natürlich, wie sie im Rahmen eines Kunstobjekts wirken können –, während sie innerhalb eines Romans für Verwirrung sorgen oder gar vollkommen aus dem Rahmen fallen. Ebenso wirken Monologe vor allem im Rahmen des Theaters imposant.

Doch nicht nur der Versuch eine Gattung in eine andere zu übertragen ist zu viel für St. Aubyn, auch das sehr genaue nacherzählen wirkt beinahe unkreativ. Die Geschichte wirkt fast wie ein Schulprojekt, bei dem alle Figuren aus King Lear in Anzüge gesteckt und mit moderner Sprache ausgestattet wurden. Die Dialoge zwischen den Schülern sind nah zu hörbar: „Wir brauchen hier noch einen Narr!“ – „Was ist ein Narr?“ – „Ein Komiker.“ – „Ah, okay.“

Zu nahe Interpretation verdirbt die Interpretation

Genau an dieser zu nahen Interpretation scheitert Dunbar und seine Töchter. Ja, man kann positiv hervorheben, dass sich das Drama und der Roman nebeneinander legen lassen und beinah jede Szene eins zu eins übernommen wurde. Genau dies sollte einen guten Roman-Autor jedoch nicht ausmachen. Eine Interpretation sollte genau das sein: Eine Interpretation. Nicht eine haargenaue Übertragung in die moderne Welt, bei der Methoden des Theaters, Dialoge und Themen ohne eigenen Input übernommen werden.

Dunbar und seine Töchter ist ein einigermaßen okay geschriebener Roman, der an seinem eigenen Anspruch scheitert. Die gewählte Erzählform ist zu langatmig und könnte nur dadurch gerettet werden, dass mindestens die Hälfte aller Dunbar-irrt-in-den-Bergen-umher-und-findet-sich-selbst-Szenen gestrichen werden.

Dunbar und seine Töchter | Edward St. Aubyn | Knaus Verlag | 256-Seiten | Neuinterpretation | 2017 | Bei Amazon kaufen

Dieser Roman wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies hat meine Meinung nicht beeinflusst.

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Bücher auf die wir uns 2017 freuen können [SaSo]

Für den Sammlungssonntag habe ich relativ lange keinen Blick mehr auf Bücher geworfen. Heute soll es um Buchneuerscheinungen gehen, auf die ich mich 2017 besonders freue.

2017 bringt neue Bände der pelican Shakespeare Edition, den vierten Band der Magisteriums Reihe und das finale Buch von To all the boys I loved before.

Buchcover: Amazon.de

Um ehrlich zu sein ist dies nur ein sehr, sehr, sehr kleiner Ausschnitt der Bücher auf die ich mich freue und eigentlich deckt die Liste vor allem Bücher ab, die bis Mai erscheinen. Es gibt einfach viel zu viele Bücher, die jedes Jahr herauskommen, als dass ich mich sinnvoll limitieren könnte. Aber nun gut dies sind meine sechs „Favoriten“:

Wires and Nerve

Im letzten jahr bin ich so ziemlich jedem Menschen mit meiner Obsession der Luna Chroniken auf die Nerven gegangen. Glücklicherweise kann ich diese mit Wires and Nerve nun auch ins Jahr 2017 retten. Wires and Nerve ist eine Graphic Novel, die gemeinsam mit Zeichner Douglas Holgate entstanden ist und von den Abenteuern des Roboters Iko berichtet. Die Geschichte ist dabei so angelegt, dass man sie als Fortsetzung der Luna Chroniken lesen kann, diese jedoch nicht gelesen haben muss um die Geschichte zu verstehen.

Die Englische Fassung ist bereits im Januar erschienen und kann bei Amazon gekauft werden. Eine Deutsche Fassung ist noch nicht angekündigt worden.

The Last of August

Band zwei der Charlotte Holmes-Reihe – The last of August – folgt den Holmes- und Watson-Nachfahren – Charlotte Holmes und Jamie Watson – nach Berlin wo sie gleichzeitig versuchen einen Kunstfälschungsring zu enttarnen und Charlottes Onkel wiederzufinden. Der zweite von drei Bänden ist im Februar erschienen und ist unglaublich spannend. Ein muss für alle Sherlock Holmes-Fans.

The last of August bei Amazon kaufen

As you like it / Pelican Edition Neuauflage

Die wirklich schönen neuen Ausgaben der Shakespeare Pelican Edition haben uns letztes Jahr schon einige von Shakespeares Klassikern – darunter Romeo & Julia und Hamlet – beschert. Dieses Jahr bringt Penguin Books einige der Komödien und Historien-Dramen neu heraus. Besonders freue ich mich hierbei auf As you like it, welches im Juni erscheinen wird.

As you like it bei Amazon vorbestellen

Magonia

Magonia rund um das kranke Mädchen, welches plötzlich in der Fremde Abenteuer erlebt, steht schon seit letztem Jahr auf meiner Leseliste. Anfang April erscheint nun endlich auch die deutsche Ausgabe dieser viel gelobten Fantasyreihe.

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Magisterium – Band 4

Leider, leider gibt es bisher noch keine Angabe wann die deutsche Fassung des vierten Bandes der Magisteriums-Reihe erscheinen wird. Wohl aber wird die englische Fassung spätestens im Herbst 2017 erscheinen. Zu meiner großen Freude, denn ich kann es kaum erwarten zu erfahren wie die Geschichte um den Zauberlehrling Call und seine Freuden weitergeht.

Band vier von Magisterium vorbestellen

Always and forever Lara Jean

Ein wenig peinlich ist es mir ja schon, dass die Liebesgeschichte rund um Lara Jean es auf meine Vorfreudenliste geschafft hat. Der dritte und letzte Teil der Reihe um die Highschool-Schülerin Lara Jean, deren Leben aus den Fugen gerät nachdem ihre heimlichen Liebesbriefe verschickt werden, ist in der englischen Ausgabe für Mai 2017 angekündigt.

Always and forever Lara Jean vorbestellen

Ich freue mich darüber hinaus auch noch zusätzlich auf so ziemlich jedes Buch, welches 2017 im Mairisch-Verlag erscheint, hoffentlich eine Taschenbuchversion der Murakami Autobiografie, hoffentlich eine Buchfassung des zweiten Phantastische Tierwesen-Films und das gerade erst erschienene 100 Manga Artists aus dem Taschen Verlag.

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Shakespeares ruhelose Welt: Eine Dokumentation als Hörbuch [Review]

Das Hörbuch von Shakespeares ruhelose Welt basiert auf dem gleichnamigen Roman von Neil MacGregor aus dem Jahre 2012. Zum 400. Todestag wurde es als Hörbuch in deutscher Fassung vom Hörverlag aufgelegt. In ihm setzt sich der Kunsthistoriker mit der Zeit Shakespeares auseinander und versucht anhand von historischen Funden Shakespeares Stücke und deren Wahrnehmung zu Zeiten ihrer Entstehung zu erklären.

Shakespeares ruhelose Welt von Neil MacGregor erklärt auf sechs CD's Shakespeares Welt.

William Shakespeare gehört zu einem der weltweit bekanntesten Autore. Auch 400 Jahre nach seinem Tod werden seine Stücke im Theater, Kino, Fernsehen, Literatur, im Internet und Radio aufgeführt, verarbeitete, diskutiert und neu interpretiert. Ihr Erfolg begründet sich dabei auf der Allgemeinheit ihrer Inhalte, die auch in unserer Zeit noch als Medium der Kritik, Schönheit und des Diskurses genutzt werden können.

Doch wie interpretierten die Zuschauer zu Shakespeares Zeiten einzelne Sätze und Themen? Welche Bedeutung hatte es für sie, wenn über Königsmorde, Thronansprüche und Ähnliches diskutiert wurde? Die Hördokumentation auf Basis von Neil MacGregor Roman greift einzelne Themenkomplexe heraus und versucht sie anhand von historischen Funden zu erläutern. Außerdem werden Textpassagen in ihren historischen Kontext gesetzt und näher erklärt.

Hierbei setzt er sich zum Beispiel mit de Problem der Thronansprüche auseinander. Zu Shakespeares-Zeiten war es per Gesetzt verboten über mögliche Thronansprüche zu diskutieren, obwohl mit dem nahen Tod Elisabeths I und dem Ausbleiben von Thronerben diese Frage allgegenwärtig war. Shakespeare bediente sich daher dem Mittel des Historien Dramas. Indem er über die Probleme vergangener Könige sprach, konnte er das Thema adressieren, ohne direkt über Elisabeth I sprechen zu müssen.

Auch wirft MacGregor einen Blick darauf welche Bedeutung die Entdeckung der Neuen Welt für England hatte oder auch weshalb Venedig, die als eine Art New York des 16. Jahrhunderts galt, solch eine Präsenz in Shakespeares Stücken innehatte.

Er spricht über religiöse Verfolgung, die Entstehung der Tudor-Linie, über das gängige Essen, über Eroberungen, die Entstehung von Großbritannien und dadurch ausgelöste innere Konflikte im Land, über die Pest, das Aufkommen von Wissenschaften, das Thema der Verkleidung, Schauspielgruppen im Allgemeinen und ein wenig über Shakespeares eigenes Leben.

Gesprochen wird das Hörbuch von Thomas Loibl, der als Schauspieler in Filmen wie Die Vermessung der Welt und Toni Erdmann mitwirkte. Seine tiefe, sympathische und vor allem klare Stimme, sorgt dafür, dass man ihm gut folgen kann. Er nimmt den Leser stimmlich mit auf eine Reise ins 16. und frühe 17. Jahrhundert. Unterstützt wird er dabei hin und wieder von anderen Sprechern, die Zitate anderer Wissenschaftler oder Passagen aus Shakespeares Stücken und Sonetten vortragen und dadurch Loibls Monolog zusätzlich auflockern.

Insgesamt besteht das Hörbuch aus sechs CDs mit einer Laufzeit von über sechs Stunden. Ergänzt werden die CDs durch ein Booklet, welches die Gegenstände, die innerhalb der Dokumentation besprochen werden, abbildet.

Lediglich am Rande erwähnt MacGregor Shakespeares eigenes Leben. Er geht auf wenige Details des Lebens des Barden ein und konzentriert sich eher um eine historische und textliche Einordnung. Ab und zu zitiert er dabei auch Texte anderer Autoren Shakespeares Zeit um zu untermauern wie wichtig bestimmte Themen waren und wie oft sie von Autoren verwendet wurden.

Nie geht es dabei darum die Autorenschaft oder ähnliches in Frage zu stellen oder näher darauf einzugehen was Shakespeare in seinem Leben widerfahren ist. Für die Vorgehensweise MacGregors ist dies nicht von großer Bedeutung. Damit bietet er einen etwas alternativen Ansatz, der erfrischend und spannend ist. Keinesfalls rattert er die gleichen Zahlen hinunter, mit der sich jede zweite Shakespeare-Dokumentation auseinandersetzt. Es geht ihm um das Textverständnis als solches.

Die ganze Art wie er die Dokumentation aufbaut und sich an Fakten entlanghangelt um zu erklären wie Shakespeares Welt funktionierte, macht dieses Hörbuch zu einem der besten, was ich seit langem gehört habe. Es ist spannend erzählt, gut recherchiert und bietet einen großen Mehrwert zum Verständnis der shakespearschen Texte. Loibls klare Stimme trägt ihr übriges dazu bei. Klar ist aber auch: Wer sich weder für Geschichte, noch für Shakespeare interessiert, wird mit diesem Hörbuch vermutlich nicht viel anfangen können. Ansonsten ist es eine fantastisches Stück Kopfkino, welches ich jedem Leser wärmstens empfehle.

Shakespeares ruhelose Welt | Der Hörverlag | 2016 | 6h 17min | Bei Amazon kaufen


Das Hörbuch wurde mir vom Hörverlag zur Verfügung gestellt. Dies hat meine Meinung in keinerlei Weise beeinflusst.

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Die neue Pelican Shakespeare-Ausgabe: Eine Sammlung von wundervollen Buchcovern [SaSo]

Kann man Shakespeares-Werke in ein modernes Design kleiden ohne, dass es einen zu großen Bruch gibt? Genau vor dieser Frage stand das Team von Penguin Books, die zum 400. Geburtstag William Shakespeares die sogenannte Pelican-Edition in neuem Glanz erscheinen lassen wollten. Herausgekommen sind bisher zehn sehr bezaubernde, moderne Ausgaben, die um 30 weitere nach und nach erweitert werden.

Ein Teil der Cover der Neuauflage der Shakespeare Pelican-Edition.

Alle Bilder von Penguin Books

Die Cover kombinieren berühmte Motive aus den jeweiligen Geschichten mit kleinen Details für diejenigen, die die Texte bereits kennen. Das Cover für Romeo & Julia wird beispielsweise von zwei Särgen geziert. Auf dem Cover von Was ihr wollt sehen wir Viola in ihrer Doppelrolle und auf dem Cover von Hamlet spukt der Geist von Hamlets Vater. Auf den Rückseiten findet such jeweils ein ergänzendes Bild, welches die Handlung der Vorderseite weiterführt. Auf der Rückseite von Hamlet finden wir zum Beispiel Ophelia.

Designt wurden die neuen Ausgaben von Manuja Waldia, einer recht jungen Designerin, die erst vor kurzem ihr Studium beendet hat. Besonders ihre „An icon a day“-Kategorie gefiel dem Team von Penguin besonders, da sie auch dort mit minimalistischen Mitteln Handlungen und Ereignisse darstellte.

Was haltet ihr von der neuen Ausgabe? Ist sie euch zu modern oder seit ihr genauso verzückt wie ich?

Weitere Informationen zur Pelican Ausgabe findet ihr übrigens auf penguinrandomhouse.com

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Was macht eigentlich das Buch auf dem Foto?

Also was ich mir dabei gedacht hab weiß ich gerade nicht wirklich:

Tag 39: Top Pimkie, Rock Avanti (nicht erkennbar, aber der gleiche wie gestern), Strumpfhose Pimkie, Buch Shakespeare Komödie aus dem Aufbau Verlag

Tag 39: Top Pimkie, Rock Avanti (nicht erkennbar, aber der gleiche wie gestern), Strumpfhose Pimkie, Buch Shakespeare Komödie aus dem Aufbau Verlag

Und ähm tja, der Grund dafür, warum ich bei Bleistiftskizzen bleiben sollte -_-:

Naja, jeder fängt Mal unten an…. über Jahre hinweg -_- Es ist übrigens Mano in ihrer Oberschuluniform (also zu Beginn von Morgenrot…). Bild anklicken für eine bessere größere Ansicht

Sup such jetzt Mal heraus wie ich an die Konzertkarten für eines der nächsten ASP Konzerte komme. Will da mit meinem Bruder zusammen hin :3