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Sleeping Beauties: Eine Welt ohne Frauen [Review]

Etwas seltsames geht vor sich. Frauen schlafen ein und wachen nie wieder auf. Und bald schon erreicht Aurora – die Schlafkrankheit – alle Frauen der Welt. Noch scheint es keine Heilung zu geben und niemand weiß wie lange der Zustand anhalten wird…

Sleeping Beauties das neue Buch von Stephan King, nun auch als Hörbuch erhältlich.

Sleeping Beauties ist der neuste Roman von Stephan King, verfasst gemeinsam mit seinem Sohn Owen King. Wieder einmal entführt uns King in eine amerikanische Kleinstadt, die von einem Ausnahmezustand betroffen ist: Die Schlafkrankheit Aurora sorgt dafür, dass einmal eingeschlafene Frauen nicht mehr aufwachen. Viel verheerender ist jedoch die Tatsache, dass sich gleichzeitig ein merkwürdiger Kokon um die Gesichter der Frauen bildet, der nach Entfernung die Frauen zu wilden Bestien macht, die ohne Selbstkontrolle jeden Menschen in ihrer Nähe angreifen. Schon bald rufen die ersten Männer zu einer Hexenjagd auf. Ein Phänomen, welches sich auf der ganzen Welt wiederholt.

Nur einige wenige Frauen schaffen es mit einer Mischung aus Koffein und Aufputschmitteln wach zu bleiben, doch für sie stellt sich die Frage wie lange sie noch gegen gegen den Schlaf kämpfen können. Nur Evie, der sonderbare Neuzugang des Gefängnisses von Dooling, scheint gegen die Krankheit immun zu sein. Ist sie der Schlüssel zur Entwicklung eines Gegenmittels oder muss die Menschheit bald ohne Frauen auskommen?

Ein neuer King übernimmt das Steuer

Stephen Kings Romane zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich sehr schnell zu sehr überraschenden, seltsamen Wendungen entwickeln. Sprechende Schildkröten, Aliens und sonderbare andere Deus Ex Machina gehören definitiv zu seinem Reparatur. Mein füge einen zu große Besetzung, eine Kleinstadt in Maine, zu kurze Kapitel und bizarre Ereignisse ein und voilà, man hat das Grundgerüst eines jeden King-Romans.

Auch Sleeping Beauties weißt viele dieser King-typischen Elemente auf, jedoch sorgt Owen King dafür, dass der Roman plötzlich Erzählmustern folgt, denen man folgen kann und sich der Roman nicht 80% der Zeit wie ein sehr merkwürdiger Drogentrip liest. Zwar lebt auch Sleeping Beautiesvon sonderbar sprechenden Tieren, Parallelwelten und einer seltsamen Mischung aus Fantasie und Realerzählung, jedoch in einer logisch erzählten Geschichte. Für mich ist es das erste Mal, dass ich ein Roman von King wirklich bis zum Ende lesen möchte.

Sleeping Beauties, nicht nur als Buch spannend

Doch nicht nur als Roman macht Sleeping Beauties einiges her. Auch diesen King-Roman hat David Nathan (besser bekannt als Stimme Johnny Depps) als Hörbuch eingelesen. Seine Art Romane vorzutragen sorgt dafür, dass man sich plötzlich mitten in Doolingen wiederfindet und Seite an Seite mit Clint, Frank, Maura und Jared gegen die Schlafkrankheit kämpft. Ein wahres Kopfkino für die Ohren. Auch bei diesem Hörbuch handelt es sich um eine ungekürzte Lesung, die sich über 27 Stunden erstreckt.

Kings bester Roman, Kings schlechtester Roman

Wer bereits andere Rezensionen von mir gelesen hat, weiß, dass ich keinen Hehl daraus mache, dass ich Stephen King für einen wirklich miserablen Geschichtenerzähler halte. Seine Romane sind selten spannend, ziehen sich auf Grund unnötiger Nebenfiguren, die über Seiten hinweg eingeführt werden müssen, wie Kaugummi und wirken so, als würde King mitten beim schreiben einfach irgendwelche Zettel mit zufälligen Ereignissen ziehen. Nichts davon macht mir beim lesen Spaß und keine dieser Eigenschaften sorgt dafür, dass ich auch nur einen seiner Romane gut geschrieben finde, denn auch Struktur und Schreibstil sind Teile eines guten Romans.

Im Vergleich dazu ist Sleeping Beauties absurd strukturiert und durchdeklariert. Von Beginn an werden nur Symbole und Personen eingeführt, die der Geschichte einen Mehrwert bieten. Ja, es sind immer noch viel zu viele Figuren und ja, der Roman hätte ruhig halb so lang sein dürfen, aber er liest sich halbwegs angenehm. Viel dieser Struktur verdankt der Roman sicherlich seinem Co-Autor Owen King und gerade auf Grund dieser Tatsache scheint er von King-Fans gehasst zu werden. Der Streit ob dies vielleicht der schlechteste Roman Kings sei, tobt seit der Erscheinung.

Für mich persönlich ist dies definitiv der beste Roman Kings, den ich bisher lesen durfte. Dies heißt jedoch nicht, dass es ein überaus überragender Roman ist. Die Handlung ist vorhersehbar und recht stumpf und auch David Nathan kann mit seiner phantastischen Stimme nicht mehr aus der Geschichte machen, als vorhanden ist. Währe die Geschichte etwa sieben bis zehn Stunden kürzer gewesen, hätte man den Roman sicherlich sehr viel besser bewerten könne. So landet er bei guten 3 Sternen.

Sleeping Beauties | Stephan King & Owen King | Hörbuch | 27 Std. 41 Min. | Random House Audio | Bei Amazon bestellen


Dieses Hörbuch wurde mir als Rezensionsexemplar von Random House Audio zur Verfügung gestellt. Dies hat nicht meine Meinung als Rezensent beeinflusst.

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Es: Horror für die Ohren [Hörbuch-Review]

Wir schreiben das Jahre 1957. Der kleine Georgie läuft hinaus in den Regen, nichtsahnend, dass er seinen großen Bruder Bill nie wieder sehen wird. Das kleine Boot aus Papier gleitet neben ihm im Rindstein dahin, bis es von einem Sog erwischt und in die Kanalisation gezogen wird. Doch aus den Tiefen des Abwassersystems scheinen Stimmen zu ertönen und dann ist da plötzlich das Gesicht eines Clowns. Ein Clown, der die kleine Gemeinde in Maine alle 27 Jahre das Fürchten lehrt…

Das Hörbuch zu Stephen Kings Es auf 5 MP3's.

Es von Stephen King gehört zu einem der Horrorromane, der für fast jeden westlichen Menschen ein Begriff sein dürften. Passend zur neuen Kinoverfilmung, erscheint ebenfalls eine Neuauflage des Romans in neuer Übersetzung und mit ihm ein neues, ungekürztes Hörbuch im Randomhouse Verlag.

Auch für dieses Werk übernimmt David Nathan – besser bekannt als deutsche Stimme von Johnny Depp, Christian Bale und Paul Waker – die Lesung für Stephen King. Wie schon in der Vergangenheit zieht er seine Zuhörer mit seiner tiefen, charismatischen Stimme in seinen Bann und schafft es gleichzeitig eine äußerst spannende Atmosphäre zu erschaffen.

Dabei ist Es mit seinen über 1.500 Seiten – was einer Hörbuchlaufzeit von gut 52 Stunden entspricht – nicht gerade wenig anspruchsvoll. Dennoch gelingt es Nathan seine Zuhörer in die Geschichte hineinzuziehen und sie gebannt an ihre Abspielgeräte zu fesseln.

Und das mit einen Stoff, der in seiner ungekürzten Variante, alles andere als einen durchgehenden Spannungsbogen erzeugt.

Es oder wie man möglichst viele unzusammenhängende Geschichten erzählt

Gerade der Anfang des Romans, der in der ungekürzten Hörbuchversion eins zu eins übernommen wurde, ist für Leser mehr als nur anstrengend. Nicht nur, dass die Handlung zwischen drei Zeitebenen hin-und-her springt, sie erzählt dabei auch noch die Handlung aus Sicht sieben verschiedener Personen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Da wäre der Barkeeper, dessen Lieblingskunde sich gerade zu Tode zu trinken versucht oder auch die Ehefrau, die ausführlich erklärt, wie ihr Mann und sie immer wieder versuche Kinder zu bekommen. Oder es gibt einen Sprung zu einer Frau, die sich jahrelang von ihrem Mann verprügel lässt. Und während all diese Geschichten einen ganz eigenen Alltagshorror heraufbeschwören, ist keine dieser Geschichten wirklich interessant.

Nach gut 20 Stunden Hörzeit macht sich King endlich die Mühe die einzelnen Handlungsstränge zusammen zu führen und beginnt langsam eine Handlung aufzubauen, die man als annähernd spannend beschreiben könnte. Es vergehen noch einmal zehn Stunden und die Geschichte beginnt wirklich spannend zu werden und jetzt ist der Punkt erreicht, an dem man das Hörbuch am liebsten nicht mehr ausschalten möchte und plötzlich alle Geschichten vom Anfang beginnen einen Sinn zu ergeben.

Sicherlich ist es rein technisch interessant zu sehen wie King versucht gängige Erzählformen zu verändern und Erwartungen zu umgehen, dennoch hat Es zwei große Probleme: Zum einen gibt es viel zu viele Protagonisten und Erzählperspektiven, die im Grunde immer wieder das gleiche betonen: „In unserer Stadt gibt es ein Monster.“ Zum anderen wiederholt sich King in seinen Erzählung so unglaublich häufig, dass man sich fragen muss, ob er selber beim Schreiben vergisst, was er vorher geschrieben hat oder ob er absichtlich den Roman aufblähen möchte.

Nimmt man beispielsweise die Geschichte in der Ben im Winter seiner Lehrerin hilft, so wird gleich drei Absätze lang in beinahe dem gleichen Wortlaut beschrieben wie kalt es ist und wie ausgestorben die Stadt wirkt. Weder bringen diese Wiederholungen die Handlung voran, noch tragen sie dazu bei die Szenerie detaillierter zu beschreiben.

Auch die immer wieder gleiche Beschreibung von Bills Fahrrad oder wie unlustig Richies Stimmen sind, wirken eher ermüdend. Dennoch schwebt über allen Geschichten, Perspektiven und Zeitsprüngen das Versprechen, dass es eine große Auflösung geben wird. Das die Spannung nun jeden Moment einsetzen wird und das sicherlich irgendetwas gruseliges, ja, vielleicht sogar erschreckendes geschehen wird.

Und ja, nach etwa 30 Stunden Hörzeit wird dieses Versprechen endlich gehalten, auch wenn es von dort schnell runter in den Kaninchenbau aus Alice im Wunderland geht und man sich wirklich fragen muss ob es dieser Art von Aufklärung wirklich bedurfte. Wer das Buch kennt wird sicherlich wissen, dass ich über die Schildkröte und die sonderbare „Wie kommen wir aus der Höhle raus“-Szene spreche.

Es: Sonderbarer Horrorklassiker mit toller Erzählstimme

Weshalb ich dieses Hörbuch dennoch bis zum Ende gehört habe ist einzig und alleine David Nathan zu verdanken, dessen Stimme vermutlich selbst eine Gebrauchsanweisung einigermaßen spannend erscheinen lassen könnte. Hätte ich den Roman selber lesen müssen, hätte ich ihn sicherlich irgendwann bei der Geschichte von Stanleys Frau zur Seite gelegt oder zumindest übersprungen, aber hier sind Geschmäcker natürlich sehr verschieden.

Nichts desto trotz handelt es sich bei der Hörbuchversion von Es um ein wirklich gut hörbares Buch. Nathan hat eine fantastische Stimme, die klar unterscheidbar die einzelnen Figuren darstellt und die Illusion erweckt, dass es mehr als nur einen Sprecher geben muss. Punktabzug gibt es lediglich für die langatmige Erzählung Kings, die leider sehr viel Zeit braucht, bis sie so richtig in fahrt kommt, dann jedoch auf sehr gute Art und Weise die einzelnen Stränge miteinander verwebt.

Es | Random House Audio | 51h 52min | 2017 | Bei Amazon kaufen

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Die große Sherlock Holmes Edition gelesen von Oliver Kalkhofe [Hörbuch-Review]

Das kleine Fangirl in mir ist vollkommen ausgerastet, als ich die erste Ankündigung zu diesem Hörbuch gelesen habe. 22h Sherlock Holmes gelesen von Oliver Kalkhofe, was kann es schöneres geben?

Die Verpackung der große Sherlock Holmes Edition gelesen von Oliver Kalkhofe.

Nachdem Kalkhofe bereits in Der Wixxer bewiesen hat, dass ihm die Rolle des leicht arroganten Detektives hervorragend steht, versetzt er sich nun in das bekannteste Detektiv-Team unserer Zeit: Sherlock Holmes und John Watson. Allen Modernisierungsansprüchen zum Trotz versetzt er die beiden dabei nicht – unter Leitung von Regisseur Kai Lüftner – in das London der Gegenwart, sondern Haucht dem Ende des 19. Jahrhunderts neues Leben ein.

Die große Sherlock Holmes Edition des Hörverlags enthält dabei 23 der bekanntesten Kurzgeschichten von Sir Arthur Conan Doyle. Darunter befinde sich Ein Skandal in Böhmen, Das Musgrave-Ritual und Das letzte Problem. Bei all diesen Geschichten handelt es sich um das Gesammelte Werk der Memoiren des Sherlock Holmes, die zwischen 1891 bis 1893 erschienen. Lediglich Das unheimliche Paket wurde nicht in diese Sammlung aufgenommen, was leider häufig das Schicksal dieser Geschichte ist, die in vielen kanonischen Sammlungen nicht aufgeführt wird.

Die Geschichten stellen den ersten Teil der Sherlock Holmes-Geschichten dar, die zunächst von Doyle 1893 beendet wurden um später – unter großem Druck der Öffentlichkeit – fortgesetzt zu werden.

Zur Adaption der Sherlock Holmes-Geschichten

Wie bereits oben genannt handelt es sich bei dieser Geschichtensammlung um ein Hörbuch der Sherlock Holmes-Kurzgeschichten. Alle Geschichten werden von Oliver Kalkhofe in versetzten Rollen und mit ungekürztem Text vorgelesen. Den Texten zugrunde liegt dabei eine Übersetzung von Gisbert Haefs und Nikolaus Stingl. Sehr schön bei dieser Übersetzung: Sie versucht nicht einzelne Begriffe zu erklären, sondern stellt Begriffe wie Hansom – eine typische Kutsche aus Doyles Zeit – einfach in den Raum um den Fluss der Geschichte nicht zu stören. Begriffe dieser Art werden dafür dann im Begleitheft ausführlich erklärt. – Das Begleitheft enthält darüber hinaus Erklärungen zu einzelnen Figuren, Personen und Anspielungen, die heutzutage nicht mehr gegenwärtig sind. –

Kalkhofe, der eher als Komiker, denn als Schauspieler bekannt ist, stellt bei diesem Hörbuch deutlich sein schauspielerisches Talent zur Schau. Seine Stimme führt gut durch die einzelnen Geschichten, verdeutlicht welche Person gerade spricht – auch in schnellen Dialogwechseln – und ermöglicht es dem Leser somit sich vollkommen auf das Geschehen einzulassen. Dabei wirkt sein Spiel selten übertrieben, sondern immer punktiert und selten gar etwas pathetisch, was dem Text geschuldet sein mag.

22 Stunden Sherlock für Fans des klassischen Stoffes

Seit Beginn der Sherlock-Serie wird immer wieder darüber diskutiert welcher Holmes der bessere sei. Der Autist, der menschliche Gefühle nicht erkennen kann, oder der besessene Detektiv, der leicht arrogant herüberkommen kann. Meinem eigenen Geschmack entspricht deutlich das Original mehr, als jene Neuinterpretation, die kaum etwas mit dem Genie des Sir Arthur Conan Doyle zu tun hat.

Doch ebenso wie sich die Geister bei der Frage Buch oder Serie scheiden, so werden sie sich auch bei diesem Hörbuch scheiden. Egal ob man Kalkhofe als Leser mag oder nicht: Bei diesen Texten handelt es sich um die Kurzgeschichten von Doyle, die in ihrer altertümlichen Sprache viele Sherlock (Die Serie)-Fans gegen sich aufgebracht haben. Wer sich mit den Geschichten Doyles nicht anfreunden konnte, wird wenig Spaß an diesem Hörbuch haben und sich Fragen, weshalb die Geschichten so weit von der Serie entfernt sind.

Und obwohl ich mich lange über die Einstellung der Serienfans beklagen könnte, gehe ich lieber zur anderen Seite über und fahre fort für jene zu schreiben, die die Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle mit der gleichen Freude wie ich verschlungen haben. Die große Sherlock Holmes Edition ist eine fantastische Kurzgeschichtensammlung mit einem tollen Leser, dem man anmerkt, dass er genauso Feuer und Flamme für diese Geschichten ist, wie viele der potenziellen Hörer.

Die Geschichten werden allesamt liebevoll erzählt und es ist großartig endlich alle Memoiren – einzelne der Geschichten dieser Sammlung sind bereits im Vorfeld einzeln erschienen – in einer Box versammelt zu haben. Ich bin begeistert. Punkt.

Die große Sherlock Holmes Edition | Der Hörverlag | 2017 | 22h 06min | MP3 bei Amazon kaufen


Dieses Hörbuch wurde mir vom Hörverlag als Rezensionexemplar zur Vergung gestellt.

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Nach einer wahren Geschichte: Ein Hörbuch über die Wahrheit

Nach und nach fällt es der Autorin Delphine immer schwerer zu schreiben. Bis sie irgendwann nicht einmal mehr eine E-Mail verfassen kann. Nur ihre Freundin L. was von ihrem Geheimnis, ja, sie ist es sogar die Delphine deckt und ihre Texte verfasst, als jene nicht einmal mehr zwei Worte miteinander verbinden kann.

Nach einer wahren Geschichte vn Delphine De Vigan ist einer der besten Roman, die jemals geschrieben wurden und ein wunderbares Hörbuch, welches man lieben muss.

Delphine hat gerade ihren großen Roman veröffentlicht. Die Geschichte ihres Lebens, die sie schnell zu einer der meist gefeiertsten Autoren Frankreichs machst. Doch immer wieder muss sie sich die gleiche Frage anhören: Wie viel aus dem Roman, der auf wahren Begebenheiten basiert, entspricht wirklich der Wahrheit und was wurde hinzugefügt? Gleichsam stellt sie sich die Frage, was sie überhaupt noch als nächstes schreiben soll oder vielmehr schreiben kann, denn im Schatten dieses Romans wird jedes andere Buch keine Chance mehr haben.

Mitten in dieser Sinnkrise trifft sie auf einer Party die überaus beeindruckende L., die schnell zu einem festen Bestandteil von Delphines Leben wird, sie als Freundin unterstützt und ihr gleichzeitig immer wieder die Frage stellt, wann sie denn endlich ein neues Buch verfassen wird.

Es ist auch L., die als erstes bemerkt, dass Delphine nicht mehr schreiben kann und nahe zu in Panik verfällt, wenn sie nur einen Brief beantworten soll. Und somit übernimmt L. nach und nach das Schreiben für Delphine. Und obwohl Delphine ihrer neuen Freundin kaum dankbarer sein könnt, kann sie doch nicht das Gefühl abschütteln, dass mit L. irgendetwas nicht stimmt.

Phänomenaler Roman mit unglaublich guter Erzählstimme

Mit Nach einer wahren Geschichte ist Delphine de Vigan ein wahres Meisterwerk gelungen, welches sich mit zwei großen Fragen der Literatur auseinandersetzt. Zum einen thematisiert der Roman den Roman als solches. Er fragt danach was ein Roman leisten kann, was er über einen Autoren aussagt und vor allem wie viel Wahrheit ein Roman enthalten kann. Selbst bei einem autobiographischen Roman schwingt immer die Perspektive des Autors mit und wird uns niemals ein objektives oder wahres Bild liefern können.

Zum anderen fragt Nach einer wahren Geschichte was überhaupt „wahr“ ist. Wann wird etwas zur Wahrheit oder Wirklichkeit? Wenn genug Menschen an etwas glauben, wird es dann wahr? Und wenn dieses Wahre von einem Autor festgehalten wird, entspricht es dann immer noch der Wahrheit oder wird es lediglich zu einer Geschichte, wie jede andere?

„Selbst wenn es geschehen ist, selbst wenn etwas geschehen ist, was dem gleicht, selbst wenn etwas nachprüfbare Fakten sind, bleibt es immer noch eine Geschichte, die man sich erzählt. Wir spielen uns gegenseitig etwas vor. Und im Grunde ist vielleicht das das Entscheidende.“
– Nach einer wahren Geschichte – Delphine de Vigan

Diese Frage nach der Wahrheit ist es, die die Protagonisten immer wieder in Gesprächen thematisieren. Auch sorgen sie dafür, dass Delphine jene Filme und Bücher, die sie sieht und liest, immer kritischer hinterfragt, denn viel zu viele basieren auf wahren Begebenheiten, ohne dass sie kennzeichnen würden, wo die Fantasie aufhört und die Wahrheit beginnt.

Und so ist es auch sie, die Erzählstimme des Romans – und somit des ungekürzten Hörbuchs –, die uns immer wieder darauf hinweist, dass das, was wir gerade lesen, nur ein Roman ist. Eine Geschichte, die zwar für sich beansprucht Nach einer wahren Geschichte entstanden zu sein und dennoch nur ein Roman ist. Dieser unzuverlässige Erzähler, der uns permanent eine Geschichte als autobiographisch verkaufen möchte nur um dann wieder zu sagen, dass wir ihm auf keinen Fall trauen dürfen, ist es, die diesen Roman zu einem der besten macht, den ich jemals gelesen habe.

Eine Stimme zum verlieben, eine Stimme, der man nicht trauen darf

In der ungekürzten Hörbuchfassung von Randomhouse Audio verleiht die Schauspielerin Martina Gedeck (Nachtzug nach Lissabon, Das Tagebuch der Anne Frank) Delphine ihre Stimme. Ihre sanfte, melancholisch und gleichzeitig kräftige Stimme, lässt direkt das Bild einer fröhlichen Französin entstehen, die durch die Straßen von Paris streift, mit ihren Freunden philosophiert und sich ihrer Macht als Frau durchaus bewusst ist.

Sie entführt den Zuhörer in ihre eigene Welt und dort bleibt ihm nichts anderes übrig, als gebannt an ihren Lippen zu hängen und jedem ihrer Wörter zu lauschen, bis sie ihre Erzählung beendet hat. Dabei bin ich sehr, sehr froh, dass sich der Verlag gegen eine gekürzte Fassung entschieden hat, denn Nach einer wahren Geschichte ist ein Roman, der von jedem noch so winzigen Detail lebt. Eine Geschichte über eine beiläufige Geschichte über einen Fantasiefreund kann schnell dafür sorgen, dass man das komplette Geschehen der Geschichte in Frage stellt. Und dieser eine Nebensatz, der viele Seiten später noch einmal aufgegriffen wird, bekommt plötzlich eine vollkommen neue Bedeutung, wenn man ihn in einem anderen Zusammenhang liest. Und genau diese Überraschungen, die der Roman beinhaltet, werden von Gedecke mal nachdenklich, mal voller Überzeugung nicht nur vorgelesen, sondern mit Leben versehen. Und immer ist es ihr leicht schelmischer Unterton, der uns fragt: „Ist dies alles wahr?“

Nach einer wahren Geschichte | Randomhouse Audio | Hörbuch | 9h 37min | 2016 | Bei Amazon kaufen


Dieses Hörbuch wurde mir von Randomhouse zur Verfügung gestellt. Es hat meine Meinung nicht beeinflusst.

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P.S. I still love you: Die Liebe könnte so einfach sein, ist sie aber nicht [Hörbuch]

Lara Jeans Leben ist ganz schön aus den Fugen geraten. Sie und ihr Freund hatten einen riesigen Streit, der unüberwindbar zu sein scheint, ein vermeintliches Sexvideo taucht bei Instagram auf und dann antwortet John, Lara Jeans Kindheitsliebe, auch noch auf den letzten ihrer Liebesbriefe. Ja, in Band zwei der To all the boys I loved before-Reihe geht es hoch her.

P.s. I still love you von Jenny Han ist nun auch als Hörbuch erhältlich.

Nach den Ereignissen aus Band eins – zu denen ihr hier meine Rezension findet – hat sich Lara Jeans Leben nicht wirklich vereinfacht. Ihre geheimen Liebesbriefe, die heimlich von Kitty verschickt wurden, haben Lara Jean nicht nur mit dem Jungen, den sie liebt, zusammen gebracht, sie haben noch viel mehr Chaos angerichtet, als sie abschätzen kann. Denn plötzlich ist ausgerechnet John wieder in ihrem Leben. John, mit dem sie ihren romantischsten Moment erlebt hat. John, den sie heimlich besucht hat um zu sehen wie es ihm geht. John, den sie nicht ansprechen konnte.

Und doch ist es eigentlich Peter, den sie liebt. Oder nicht? Lara Jean muss eine Entscheidung treffen: Will sie mehr von John, als sie sich eingestehen will oder möchte sie um Peters Liebe kämpfen?

Halbzeit für die Liebe

Mit P.S. I still love you geht die Reihe rund um Lara Jean in die zweite Runde und wird mit Always and Forever, Lara Jean ihren Abschluss finden. Nachdem Jenny Han bereits in Band eins eine sehr turbulente Liebesgeschichte mit vielen witzigen Momenten erzählt hat, macht sie mit dieser Grundformel auch im zweiten weiter. Natürlich ist die Geschichte um die Highschool-Schülerin Lara Jean und ihr Liebesleben kein hochtrabendes Epos, aber dass muss es auch gar nicht sein.

Diese zuckersüße Geschichte unterhält auf ihre eigene Art und Weise und wirft uns mitten hinein in den Alltag einer amerikanischen Highschool mit all ihren eigenen Regeln und Verwickelungen. Gleichzeitig geht es im zweiten Band mehr um Lara Jeans Kindheit, ihre Freundschaften und wie sich diese weiterentwickelt haben.

Ein wirklich sehr gelungenes Hörbuch

Untermalt wird diese gut geschilderte Handlung, in die man sich schnell hineinfühlen kann, von Leonie Landa, die bereits für To all the boys I loved before Lara Jean ihre Stimme lieh. Ihre Stimme klingt sanft, nachdenklich, melancholisch und nachdenklich. Gleichzeitig schwankt sie zwischen dem kleinen Mädchen, welches Lara Jean gerne wäre, und der Frau, die sie gerade wird.

Ihre Stimme macht es einfach dem Geschehen nicht nur zu lauschen, sondern vollkommen in es einzutauchen und mitzufiebern. Auch fällt im zweiten Hörbuch weniger stark auf, an welchen Stellen gekürzt wurde. Während in Band eins John vollkommen fehlte, der beim zweiten Hörbuch scheinbar aus dem nichts auftaucht, fallen mir beim hören dieses Mal weniger Szenen auf, die gekürzt wurden. Und das, obwohl es sich wiederum um eine gekürzte Fassung handelt.

Natürlich kann man an dieser Stelle wieder einmal das Vorgehen des Verlags kritisieren, jedoch sind die fehlenden Szenen dieses Mal weniger entscheidend und sorgen eher dafür, dass das Tempo des Buches ein wenig beschleunigt wird, ohne unvollständig zu wirken.

Ein (Hör)Buch, dass Lust auf mehr macht

Ich kann es kaum erwarten in diesem Jahr die Fortsetzung zu P.S. I still love you zu lesen und ich hoffe sehr darauf, dass CBJ Audio sich wieder dafür entscheiden wird eine Hörbuchfassung mit Leonie Landa auf den Markt zu bringen.

Die Reihe im Überblick:


Dieses Hörbuch wurde mir von CBJ als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Nein, dies hat meine Meinung nicht beeinflusst.

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Terranauten: „Nichts rein, nichts raus“ [Hörbuchrezension]

„Nichts rein, nichts raus“, das ist das Motto der zweiten Ecosphere 2 Mission. Nachdem die erste bereits grandios gescheitert ist sind die acht Terranauten, die den zweiten Versuch starten werden, entschlossen zwei Jahre abgeschottet von der übrigen Menschheit in einer Kuppel aus Glas zu überleben um so die größte Studie zum Thema hermetisch abgeriegelte Biosystem und Gruppenverhalten zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. Wenn da nicht die Sache mit Dawn und Ramsey wäre…

Das Hörbuch zu T.C. Boyles Die Terranauten.

Was wäre, wenn man ein riesiges Gewächshaus mitten in die Wüste bauen, dort einen künstlichen Dschungel, Felder und einen Ozean anlegen würde und in diesen acht Menschen für zwei Jahre einsperren würde? Wie würde sich die Umwelt in der Kuppel verändern? Und viel spannender: Wie würden sich die Menschen verändern? Genau dieser Frage will ein Team von Forschern nachgehen und suchen daher nach freiwilligen Wissenschaftlern, die sich genau diesem Experiment stellen wollen.

Dabei müssen die Wissenschaftler nur mit dem auskommen, was ihnen in der Kuppel zur Verfügung steht. Dies bedeutet aber auch: Wenn die Ernte schlecht ausfällt muss die kleine Gruppe hungern und wenn die Pflanzen zu wenig Sauerstoff produzieren, weil das Wetter außerhalb der Kuppel schlecht ist, dann gibt es eben weniger Atemluft. Auch die medizinische Versorgung muss selbst geleistet werden und dies scheint soweit okay zu sein, bis eine der Terranautinnen schwanger wird und dadurch nicht nur das Experiment, sondern die ganze Gruppe in Gefahr bringt.

T.C. Boyles Roman meisterlich erzählt

Basierend auf dem gleichnamigen Roman von T.C. Boyle aus dem Jahre 2016, bringt der Hörverlag nun eine gekürzte Lesung von Die Terranauten heraus. Dabei bedienen sie sich des gleichen Tricks, der auch schon Boyles Roman so überaus spannend macht: Sie lassen die Geschichte aus mehreren Perspektiven erzählen.

Konkret sind dies Dawn Chapman, die Terranautin, die die Presse liebt, gelesen von Eli Wasserscheid, Ramsey, der draufgängerische Terranaut, gesprochen von August Diehl, und Linda, Dawns beste Freundin, die es nicht in die Kuppel geschafft hat, verkörpert durch Ulrike C. Tscharre. Alle drei Sprecher haben gemein, dass sie sehr klare Stimmen haben, denen man gut folgen kann, die aber vor allem die Figur durch ihre Stimme beleben und dadurch dafür sorgen, dass ein wahres Kopfkino entsteht. Dies mag unter anderem daran liegen, dass gleich zwei der Sprecher bereits einige Hörbücher aufgenommen haben, aber mehr noch daran, dass sie eben gute Schauspieler sind, die genau wissen wie wichtig es ist auch mit der Stimme Emotionen hervorzurufen.

Wie so oft bei Hörbüchern kommt es jedoch nicht nur auf die Stimmen an, sondern vor allem auf den Inhalt und der hat es wirklich in sich. Das Experiment basiert auf ähnlichen Vorhaben von amerikanischen Forschergruppen und man merkt Boyle an, dass er sich sehr intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat um ein möglichst gut funktionierendes setting zu schaffe. In dieses binde er die wirklich spannende und emotional stark aufgeladene Handlung ein, die trotz allem im nüchternen Ton eines Berichts erzählt wird Reflektiert und distanziert.

Hierbei werden die Ereignisse teilweise von einem der drei Protagonisten geschildert, ab und zu erfahren wir auch aus allen drei Perspektiven was geschehen ist. Dies ist vor allem immer dann unterhaltsam, wenn Dawn beispielsweise über die Gefühle oder Taten eines der anderen Protagonisten spricht und hier konsequent mit ihrer Einschätzung falsch liegt. Wenn sie zum Beispiel darüber spricht wie gut Linda es verkraftet hat, dass sie nicht für die zweite Mission ausgewählt wurde, während Linda selbst darüber schreibt wie sehr sie Dawn dafür verabscheut, dass sie in die Kuppel darf und sie selbst nicht.

Dieses Spiel mit den Perspektiven ist es, welches diesen Sci-Fi-Roman und das dazugehörige Hörbuch aus der Masse heraushebt. Andererseits ist es genau das, was man von einem Faulkner Award-Gewinner erwarten würde. So oder so handelt es sich um eines der besten Hörbücher, welches ich seit langem gehört habe und welches mich gleich nach seinem Ende dazu gebracht hat es wieder von vorne anzufangen.

Die Terranauten | Der Hörverlag | 2016 | Sci-Fi | 1006 Minuten | Bei Amazon kaufen


Dieses Hörbuch wurde mir vom Hörverlag zur Verfügung gestellt. Dies hat meine Meinung nicht beeinflusst.

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To all the boys I loved before: Ein romantisches Teenie-Komödien-Hörbuch [Rezension]

Ihr mögt Young Adult-Bücher und romantische Teenie-Komödien à la Zehn Dinge, die ich an dir hasse? Dann ist To all the boys I loved before das perfekte Hörspiel.

To all the boys I loved before, ein Jugend-Hörbuch über Lara Jean, eine erfundene Beziehung und die Frage wann man weiß ob man verliebt ist.

Ungefähr zehnmal habe ich euch bereits die Reihe von Jenny Han (Autorin der The Summer-Reihe) ans Herz gelegt und wenn ihr immer noch nicht dazu gekommen seit To all the boys I loved before zu lesen oder gerade weil ihr es bereits gelesen habt, möchte ich euch das dazu passende Hörbuch von cbj audio ans Herz legen.

Han erzählt in ihrem Roman die Geschichte von Lara Jean. Die Highschoolschülerin war viermal so richtig verliebt, doch statt dem jeweiligen Jungen ihre Liebe zu gestehen, hat sie für jeden Jungen einen Liebesbrief geschrieben, den sie für immer in ihrer Hutschachtel aufbewahren will. Nur blöd, dass die Briefe ausversehen versendet werden. Und dann auch ausgerechnet an den beliebtesten Jungen der Schule, ihren besten Freund und zwei Jungs, mit denen sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesprochen hat.

Doch damit nicht genug. Um seine Ex-Freundin eifersüchtig zu machen und damit Lara Jean endlich mit dem Jungen zusammenkommen kann, in den sie eigentlich verliebt ist, beschließen sie und Peter – Lacrosse-Spieler, gut aussehend und zufällig einer der Jungen, an den einer ihrer Briefe ging – so zu tun, als wären sie ein Pärchen. Was kann da schon schief gehen…?

Angenehme Hörbuch-Stimme und sonderbare Kürzungen

Gelesen wird das Hörbuch von Schauspielerin Leonie Landa, deren Stimme man häufiger in Hörspielen und als Synchronsprecherin lauschen durfte. Ihre klare Aussprache, die fast schon zögerlichen, gewählten Worte, machen aus dem Hörbuch plötzlich ihre Geschichte und es klingt nicht mehr so, als würde sie ein Buch vorlesen, sondern als würde sie ihre eigene Geschichte erzählen und man kann nicht anders, als ihr weiter zuzuhören.

Auf sechs CDs und in fast siebeneinhalb Stunden liest sie Lara Jeans Geschichte vor. Die Regie übernahm Wolfgang Stockmann, der ebenso wie Landa aus der Theaterszene stammt. Im großen und ganzen hat auch er seinen Job gut gemacht, denn wer das Buch nicht kennt, wird wohl nur an wenigen Stellen bemerken, dass es sich bei dieser Lesung um eine gekürzte Fassung handelt. Besonders viele Szenen mit Lara Jeans älterer Schwester, dem Altersheim und John fehlen. Was leider bedeutet, dass wenn ihr Teil eins nur als Hörbuch gehört habt, ihr in Teil zwei – P.S. I still love you – nur bedingt verstehen werdet was gerade passiert. So dass euch dann nur übrig bleibt To all the boys I loved before doch noch zu lesen.

Die Frage: „Sollte ein Hörbuch ein Buch ersetzen können?“ und weitere Informationen zur Reihe

Natürlich sollte man sich beim bewerten dieses Hörbuchs fragen ob es überhaupt die Aufgabe des Hörbuchs ist das eigentliche Buch komplett ersetzten zu können? Sollte es nicht nur unterhalten, so wie auch eine Verfilmung uns mehr unterhalten soll, als sich penibel an jedes kleine Detail des Buchs zu halten? Ich persönlich finde es immer komisch, wenn man sich bereits die Mühe macht ein siebeneinhalb Stunden langes Hörbuch aufzunehmen und dann die letzte halbe Stunde oder vielleicht noch ganze Stunde, die fehlen würde, damit das Buch komplett ist, einfach rausschneidet. Natürlich, das Hörbuch ist auch ohne John und Stormy einigermaßen vollständig, aber ernsthaft, die wenigen Seiten die Fehlen machen, nun ja, den Kohl auch nicht mehr fett – um es flapsig auszudrücken. Außerdem würde es allen Hörern des Hörbuchs ermöglichen direkt in Band zwei einzusteigen und weiterzulesen, bevor es ein zweites Hörbuch gibt, bzw. falls es überhaupt eins geben sollte.

“It’s not like in the movies. It’s better, because it’s real.”
― Jenny Han, To All the Boys I’ve Loved Before

Betrachtet man das Hörbuch einfach nur als ein Mittel um die Grundhandlung losgelöst zu erzählen, so muss man dem Team eingestehen, dass es eine wirklich sehr gute Leistung erbracht hat. Es fällt nicht auf, dass es Kürzungen gab, denn auch so wirkt die Handlung noch kohärent. Landas Stimme ist wirklich fantastisch gewählt und versprüht einen jugendlichen Charm, dem eine gewisse Sehnsucht nach der großen Liebe innewohnt ohne kitschig zu wirken. Naja, ein wenig kitschig, dies ist jedoch der Handlung von To all the boys I loved before geschuldet.

Wie bereits erwähnt besteht die Reihe bisher aus zwei Bänden, von denen Band ein unter dem Originaltitel in Deutschland bereits veröffentlicht wurde. Für Band zwei gibt es in der Deutschen Fassung noch keinen Erscheinungstermin, obwohl das Buch bereits in der Englischen Fassung erschienen ist. Ein dritter Band – Always and Forever, Lara Jean – ist für April nächsten Jahres angekündigt.

Im Grunde ist meine Empfehlung für oder gegen das Hörbuch gar nicht so unentschlossen, wie es bis hierher vielleicht klingen mag. To all the boys I loved before ist ein fantastisches Hörbuch, welches ich mir sicherlich noch häufiger anhören werde. Landa ist fantastisch und die Geschichte enthält genug Kitsch, Drama und Humor um als romantische Komödie zu gelten, ohne vollkommen schmalzig zu werden. Eine sehr schöne Produktion und eine echte Alternative zum Buch.

To all the boys I loved before | Hörbuch | 2016 | cbj audio | Bei Amazon kaufen


Dieses Hörbuch wurde mir von cbj audio zur Verfügung gestellt. Dies hat meine Meinung nicht beeinflusst.


Weiterhin in der Reihe erschienen:

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Doctor Who: Die Dynastie der Winter – Hörbuch [Review]

Wer nicht genug von den Abenteuern des zwölften Doctors und Clara bekommen kann, für den bringt Bastei Lübbe / Lübbe Audio gerade eine vierteilige Reihe rund um die beiden raus. Dank einer sonderbaren Karte werden der Doctor, Clara und die Tardis plötzlich zu einer erdähnlichen Kolonie befördert, die von den Golhearn bedroht wird. Dort treffen sie auf auf das kleine Mädchen Diana, die den Doctor „am schlimmsten Tag ihres Lebens“ um einen dringenden Gefallen bitten muss. Mister Fluffy, ihr Kater, ist verschwunden und der Doctor ist vermutlich als einziger im Stande ihn wieder zu finden.

Natürlich ist dieser Auftrag vollkommen unter dem Niveau des Doctors, doch es wird das Schicksal der Kolonie, von Diana und den Golhearn für immer verändern, wie der Doctor kurze Zeit später herausfinden wird…

Die Götter, Teil 1 von Doctor Who: Die Dynastie der Winter, einem Hörbuch von Lübbe Audio.

Das Hörbuch ist großartig! Von Anfang an hat mich die Stimme von Lutz Riedel an den Lautsprecher gefesselt. Immer wieder vergisst man, dass die Geschichte nur von einem Sprecher gesprochen wird und nicht von mindestens zehn. Was viele Hörspiele durch aufwendige Effekte und Geräusche erzielen müssen, schaft er vollkommen alleine. Dabei schaft er ein Kopfkino der besonderen Art. Natürlich muss man auch die Hörbuch-Regie loben, die diese Geschichte geschaffen hat. In klaren Worten schaffen sie Welten aus dem nichts. Dies ist vor allem noch beeindruckender, wenn man die Bilder von Doctor Who vor Augen hat, bei denen immer wieder große Welten und fantastische Schlachten inszeniert werden. Dies in ein Hörbuch umzusetzen kann keine leichte Aufgabe darstellen.

Meine einzige wirkliche Kritik an diesem Hörbuch, welches einfach von Riedels bestimmter, aber auch freundlicher Stimme lebt ist, dass Teil eins mit etwa 89 Minuten viel zu kurz ist. Statt die Reihe in vier Teile aufzuteilen, hätte man sicherlich auch das ganze Abenteuer in einer Box zusammen fassen können. Vor allem, weil nicht alle Teile gleichzeitig erscheinen und man somit nach jedem Cliffhanger gut einen Monat auf die Fortsetzung warten muss.

Falls ihr es noch nicht herausgelesen habt: Ihr müsst euch dieses Hörbuch holen. Selbst wenn ihr keine Ahnung von Doctor Who habt, ist dies ein sehr gutes Sci-Fi-Abenteuer, welches sich wunderbar anhören und nachvollziehen lässt. Für alle Doctor Who-Fans sind die vier CDs natürlich ein muss.

Doctor Who: Die Dynastie der Winter – Die Götter | 89 Minuten | 2016 | Lübbe Audio | Hörbuch | Bei Amazon kaufen

Ebenfalls in der Reihe erschienen:


Das Hörbuch wurde mir von Bastei Lübbe zur Verfügung gestellt. Dies hat meine Meinung nicht beeinflusst.

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Shakespeares ruhelose Welt: Eine Dokumentation als Hörbuch [Review]

Das Hörbuch von Shakespeares ruhelose Welt basiert auf dem gleichnamigen Roman von Neil MacGregor aus dem Jahre 2012. Zum 400. Todestag wurde es als Hörbuch in deutscher Fassung vom Hörverlag aufgelegt. In ihm setzt sich der Kunsthistoriker mit der Zeit Shakespeares auseinander und versucht anhand von historischen Funden Shakespeares Stücke und deren Wahrnehmung zu Zeiten ihrer Entstehung zu erklären.

Shakespeares ruhelose Welt von Neil MacGregor erklärt auf sechs CD's Shakespeares Welt.

William Shakespeare gehört zu einem der weltweit bekanntesten Autore. Auch 400 Jahre nach seinem Tod werden seine Stücke im Theater, Kino, Fernsehen, Literatur, im Internet und Radio aufgeführt, verarbeitete, diskutiert und neu interpretiert. Ihr Erfolg begründet sich dabei auf der Allgemeinheit ihrer Inhalte, die auch in unserer Zeit noch als Medium der Kritik, Schönheit und des Diskurses genutzt werden können.

Doch wie interpretierten die Zuschauer zu Shakespeares Zeiten einzelne Sätze und Themen? Welche Bedeutung hatte es für sie, wenn über Königsmorde, Thronansprüche und Ähnliches diskutiert wurde? Die Hördokumentation auf Basis von Neil MacGregor Roman greift einzelne Themenkomplexe heraus und versucht sie anhand von historischen Funden zu erläutern. Außerdem werden Textpassagen in ihren historischen Kontext gesetzt und näher erklärt.

Hierbei setzt er sich zum Beispiel mit de Problem der Thronansprüche auseinander. Zu Shakespeares-Zeiten war es per Gesetzt verboten über mögliche Thronansprüche zu diskutieren, obwohl mit dem nahen Tod Elisabeths I und dem Ausbleiben von Thronerben diese Frage allgegenwärtig war. Shakespeare bediente sich daher dem Mittel des Historien Dramas. Indem er über die Probleme vergangener Könige sprach, konnte er das Thema adressieren, ohne direkt über Elisabeth I sprechen zu müssen.

Auch wirft MacGregor einen Blick darauf welche Bedeutung die Entdeckung der Neuen Welt für England hatte oder auch weshalb Venedig, die als eine Art New York des 16. Jahrhunderts galt, solch eine Präsenz in Shakespeares Stücken innehatte.

Er spricht über religiöse Verfolgung, die Entstehung der Tudor-Linie, über das gängige Essen, über Eroberungen, die Entstehung von Großbritannien und dadurch ausgelöste innere Konflikte im Land, über die Pest, das Aufkommen von Wissenschaften, das Thema der Verkleidung, Schauspielgruppen im Allgemeinen und ein wenig über Shakespeares eigenes Leben.

Gesprochen wird das Hörbuch von Thomas Loibl, der als Schauspieler in Filmen wie Die Vermessung der Welt und Toni Erdmann mitwirkte. Seine tiefe, sympathische und vor allem klare Stimme, sorgt dafür, dass man ihm gut folgen kann. Er nimmt den Leser stimmlich mit auf eine Reise ins 16. und frühe 17. Jahrhundert. Unterstützt wird er dabei hin und wieder von anderen Sprechern, die Zitate anderer Wissenschaftler oder Passagen aus Shakespeares Stücken und Sonetten vortragen und dadurch Loibls Monolog zusätzlich auflockern.

Insgesamt besteht das Hörbuch aus sechs CDs mit einer Laufzeit von über sechs Stunden. Ergänzt werden die CDs durch ein Booklet, welches die Gegenstände, die innerhalb der Dokumentation besprochen werden, abbildet.

Lediglich am Rande erwähnt MacGregor Shakespeares eigenes Leben. Er geht auf wenige Details des Lebens des Barden ein und konzentriert sich eher um eine historische und textliche Einordnung. Ab und zu zitiert er dabei auch Texte anderer Autoren Shakespeares Zeit um zu untermauern wie wichtig bestimmte Themen waren und wie oft sie von Autoren verwendet wurden.

Nie geht es dabei darum die Autorenschaft oder ähnliches in Frage zu stellen oder näher darauf einzugehen was Shakespeare in seinem Leben widerfahren ist. Für die Vorgehensweise MacGregors ist dies nicht von großer Bedeutung. Damit bietet er einen etwas alternativen Ansatz, der erfrischend und spannend ist. Keinesfalls rattert er die gleichen Zahlen hinunter, mit der sich jede zweite Shakespeare-Dokumentation auseinandersetzt. Es geht ihm um das Textverständnis als solches.

Die ganze Art wie er die Dokumentation aufbaut und sich an Fakten entlanghangelt um zu erklären wie Shakespeares Welt funktionierte, macht dieses Hörbuch zu einem der besten, was ich seit langem gehört habe. Es ist spannend erzählt, gut recherchiert und bietet einen großen Mehrwert zum Verständnis der shakespearschen Texte. Loibls klare Stimme trägt ihr übriges dazu bei. Klar ist aber auch: Wer sich weder für Geschichte, noch für Shakespeare interessiert, wird mit diesem Hörbuch vermutlich nicht viel anfangen können. Ansonsten ist es eine fantastisches Stück Kopfkino, welches ich jedem Leser wärmstens empfehle.

Shakespeares ruhelose Welt | Der Hörverlag | 2016 | 6h 17min | Bei Amazon kaufen


Das Hörbuch wurde mir vom Hörverlag zur Verfügung gestellt. Dies hat meine Meinung in keinerlei Weise beeinflusst.

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Black Rabbit Hall [Hörbuchrezension]

Der Geruch nach Bienenwachs, das Summen des Globusses, der Geschmack der Vergangenheit, salzig, köstlich auf der Zungenspitze – das ist Black Rabbit Hall.

Amber freut sich das ganze Jahr auf die Sommermonate, die ihre Familie in ihrem Landsitz in Cornwall verbringen wird. Hier wo sich die Familie nie so richtig voneinander entfernt und ihr Zwillingsbruder immer in ihrer Nähe ist. Für ein paar Wochen gibt es keine Nanny, die ihr sagt wie sie sich zu verhalten hat und für einen kurzen Moment kann sie sich wie das Kind fühlen, was sie gerade aufhört zu sein.

Doch nach einem erschütternden Unfall verändert sich alles im Leben der vier Geschwister und nichts scheint jemals wieder genauso zu sein, wie es einmal war. Die Luft liegt voller Geheimnisse und Erinnerungen über die niemals jemand spricht.

Das Hörbuch zum Roman Black Rabbit Hall von Eve Chase.

Black Rabbit Hall ist der erste Roman von Eve Chase. In bedachten, atmosphärischen Worten beschreibt sie das Leben Ambers, ihre Erlebnisse und deren Auswirkungen. Dabei wirkt die Geschichte wie ein sich zurücksehnen in alte Zeiten. Denn nicht nur muss Amber mit dem Wandel innerhalb ihrer Familie zurechtkommen und gleichzeitig Erwachsen werden, der Roman – bzw. das dazugehörige Hörbuch – spielen in einer Zeit der Veränderungen. Angesiedelt in den 1960er-Jahren findet auch ein Wandel in der Gesellschaft statt. Viele andere Familien haben ihre Familiensitze bereits aufgegeben oder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Und auch Amber fragt sich wie lange ihre Familie weiter ein Leben führen kann, welches den alten Traditionen gewidmet ist, und sich dabei immer weiter von der modernen Welt entfernt.

Eingefasst wird diese Handlung von der Geschichte rund um Lorna und ihrem Verlobten Jon, die Jahrzehnte später das verlassen aussehende Gebäude finden, welches alle Menschen nur als Black Rabbit Hall bezeichnen. In diesen alten Gemäuern voller Geschichten möchte sie ihre Hochzeit feiern. Um mehr über das Haus zu erfahren begibt sie sich auf eine Reise, die endlich den Schleier der Vergangenheit lüften soll.

Gut zu folgende Stimme, störende Rahmenhandlung

Wie sich aus dem Titel bereits ableiten lässt habe ich nicht den Roman gelesen, sondern stattdessen das Hörbuch, gelesen von Anna Thalbach, angehört. Das Hörbuch ist, genauso wie die deutsche Fassung des Romans, in diesem Jahr erschienen. Mit einer Laufzeit von gut sieben Stunden handelt es sich um eine gekürzte Fassung des Romans, der gut 400 Seiten umfasst.

Die Stimme von Anna Thalbach ist sehr klar und man kann ihr gut in ihrer Erzählung folgen. Sie schafft es nur durch ihre Worte eine Grundspannung aufzubauen, mit der man ihr an den Lippen hängt. Einziger Punktabzug hier: Anna Thalbach imitiert Kinder auf eine wirklich absurd nervende Art und Weise. Ihre Stimme wird seltsam quäkig, unangenehm und erweckt den Eindruck von wirklich anstrengenden Kindern, die man wirklich nicht in seiner Nähe wissen möchte. Besonders während einer Beerdigungsszene wirkt dies mehr als nur unpassend, denn den Kindern scheint – wenn man der Geschichte folgt – durchaus klar zu sein, in welcher Situation sie sich befinden.

Ein weiterer Störfaktor dieses Hörbuchs, der nichts mit Frau Thalbach zu tun hat, ist die sonderbare Rahmenhandlung. Lorna ist besessen davon die perfekte Hochzeit auszurichten und muss dafür nicht irgendeinen Veranstaltungsort finden, sondern am besten ein Schloss. Und wenn dies bedeutet Urlaub zu nehmen, durchs halbe Land zu reisen und dem eigenen Verlobten ziemlich auf die Nerven zu gehen, so ist dies eben der Preis, den man für eine perfekte Hochzeit zahlen muss. Vielleicht ist Lorna im Roman weniger anstrengend, aber wenn es nach mir gehen würde, könnte man ihre komplette Handlung wegstreichen.

Sie ist das Klischee der hysterischen Braut. In ihrer fast schon unaufmerksamen Art, stolpert sie ein wenig in der Vergangenheit herum, interessiert sich dabei jedoch eher für sich selbst.

Ganz anders Amber, die eine wirklich spannende Figur ist, der man gerne beim Erwachsen werden zuhört und deren Schicksal tatsächlich kein leichtes ist. Dennoch wirkt sie in den 60er-Jahren etwas deplatziert, so als müsste ihre Handlung etwa 100 Jahre früher spielen. Sicherlich wird dies auch immer wieder thematisiert, aber die Handlung voller Sommerresidenzen, Jagden und Pelzmänteln, hätte sicherlich gut in eine andere Zeit gepasst.

Kurzweiliges Hörbuch mit leichten Schwierigkeiten

Alles in allem ist das Hörbuch zu Black Rabbit Hall deutlich gelungen. Anna Thalbach kann man sehr gut zuhören und es macht Spaß sich von ihr die Geschichte „vorlesen“ zu lassen. Auch die Hörbuchregie hat einen guten Job gemacht. Obwohl es sich um die gekürzte Fassung des Romans handelt wirkt es nicht so, als würde man Handlung verpassen oder als gäbe es Lücken innerhalb der Geschichte.

Dennoch packt mich die Handlung an sich nicht ganz. Ja, die Geschichte um Amber und ihre Familie ist sehr spannend und sie ist eine tolle Protagonistin, jedoch wird ihre Handlung von Lorna, der sonderbaren Verlobten, überschattet und eingerahmt. Würde die Geschichte sich nur um Amber drehen, würde ich den Roman sicherlich um einiges interessanter finden. So wird die wirklich gute Handlung immer wieder durch eine sehr mäßige unterbrochen, die die Geschichte auch einfach nicht braucht. Es benötigt keinem Anlass um über Ambers Leben und die Sommer auf Black Rabbit Hall zu berichten.

Somit bekommt das Hörbuch leider nur 2,5 Sterne von mir.

Black Rabbit Hall | Hörbuch | 7 h 13 min | Random House Audio | Bei Amazon kaufen


Das Hörbuch wurde mir von Random House Audio zur Verfügung gestellt. Nein, dies hat meine Meinung nicht beeinflusst.