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Die besten Young Adult Bücher für deinen Sommer [Lesesommer / Sommerbücher]

Für den heutigen Sammlungssonntag bekommt ihr – ähm… naja… schon wieder… – eine Liste mit Büchern. Aber nicht irgendwelche Bücher, sondern Bücher, die man gut im Sommer lesen kann. Nicht alle der Bücher spielen gezwungenermaßen im Sommer, gehören alle jedoch eher zu der Kategorie „leichte Lektüre“.

Es gibt auch wieder einmal ein Video, indem ich dieses Mal etwas zu den Inhalten erzähle. Guckt es euch an! Außerdem findet ihr unten eine Liste der Bücher, die, wenn ich eine ich eine Rezension zu dem jeweiligen Buch geschrieben habe, mit einer Rezension verlinkt ist.

Oooooh, dass ist das erste Mal, dass ich ein Video mehr oder weniger komplett alleine geschnitten habe und ich bin ein bisschen stolz darauf. Leider war das Wetter doof und die Sonne ist so oft hinter den Wolken verschwunden, dass ich entweder überbelichtet wirke oder alles irgendwie grau aussieht. Args!

Wunderbare Sommerbücher für deine Lesesommer

Einzelne Bücher:

Reihen:
Rainbow Rowell

To all the boys I loved before

Die Luna Chronike

Harry Potter englische Komplettbox von Bloomsbury UK
[Bei Amazon kaufen]

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Wenn der Sommer endet: Jugendhorrorbuch zwischen Fantasie und Geistern

Immer wenn der Oktober beginnt und der Sommer zu Ende geht, passieren den Mitgliedern der Familie Morris sonderbare Unfälle. Alice fällt die Treppe herunter, Cara ertrinkt fast im Meer und Sam bricht sich den Arm. Aber das sind nur die harmlosen Unfälle. Die wirklich schlimmen sind es, über die niemand sprechen möchte.

Das Cover von Wenn der Sommer endet von Moira Fowly-Doyle. Auf Deutsch im cbt-Verlag erschienen.

In der Deutschen Fassung wurde das sehr passende Originalcover verwendet. Unter dem Schutzumschlag befindet sich ein türkises Buch mit schlichter, edler weißer Prägung.

Wenn der Sommer endet ist der erste Roman der Französisch-Irischen Autorin Moira Fowley-Doyle. Protagonistin des Romans ist die 17-jährige Cara Morris, der schon allerhand Unfälle in ihrem Leben passiert sind. Doch während jeder in ihrer Familie die „Dunkle Jahreszeit“ als eine Art Familienfluch betrachtet, gegen den man ohnehin nichts ausrichten kann, versucht sie zu ergründen warum diese Unfälle geschehen. Und dann verschwindet auch noch die schüchterne Mitschülerin Elsie und taucht plötzlich auf allen Fotos von Cara auf.

Unfälle passieren, Knochen brechen, Haut reißt, Blutergüsse sprießen.

Was diesen Roman so spannend macht und ihn vor allem von den meisten anderen Horrorgeschichten abhebt, ist die Tatsache, dass man im Laufe der Geschichte nicht genau weiß ob die Familie einfach zufällig in dieser Jahreszeit sehr ungeschickt ist, ob es sich um übernatürliche Ereignisse handelt oder Cara einfach eine blühende Fantasie hat. Ständig scheint sie irgendwo Geister zu sehen oder versucht Ereignisse miteinander in Verbindung zu bringen, die andere Menschen vielleicht einfach als Zufälle wahrnehmen würden.

Dass ihre beste Freundin als „Hexe“ der Schule bezeichnet wird, in ihrer Freizeit Tarotkarten legt und versucht Probleme – nunja – mit Kräutern und Magie zu lösen, tut Caras Einbildungskraft vielleicht auch nicht gut.

Simple Young Adult-Horrorgeschichte mit viel Spannung

Grundsätzlich ist das Buch relativ simpel geschrieben. Einige Formulierungen wiederholen sich viel zu häufig und wirken beim Lesen, als hätte Fowley-Doyle eine Sammlung von Wörtern und Phrasen für mysteriöse Situation erstellt, die sie nun in unterschiedlicher Reihenfolge aneinander reiht. Hierbei darf man jedoch zwei Dinge nicht vergessen: Zum einen handelt es sich um ihren ersten Roman, so dass sie ohnehin einen gewissen Welpenschutz geniest, und zum anderen habe ich nur die übersetze Fassung gelesen, bei der eventuell Formulierungen verändert, angepasst und ausgetauscht wurden. So oder so ließt sich die Deutsche Version an manchen Stellen zu bemüht jugendlich und kommt mit etwas zu wenigen unterschiedlichen Worten aus.

Es scheint, als lebte sie ihr Leben am Rande der Buchseiten. Sobald man die Seiten umgeblättert hat, ist sie vergessen.

Trotz aller sprachlicher Mängel, schafft es Fowley-Doyle jedoch eine sehr spannende Geschichte zu erzählen, die versucht nicht alle gängigen Horrorklischees aufzugreifen. Auch wenn man sich ab und an fragen muss, warum sich die Protagonisten dennoch, gerade wo sie wissen, dass zu dieser Jahreszeit immer Unfälle geschehen, so unvorsichtig verhalten. Wenn ich mir schon beim Durchqueren meines Zimmers Schnittwunden zufüge und meine Mutter daher das ganze Haus in Luftpolsterfolie, Kissen und Teppiche wickelt, dann betrete ich vielleicht nicht unbedingt eine morsche Brücke, ein einsturzgefährdetes Gebäude oder geh auf einem See spazieren. Aber vielleicht gehört es einfach zu einer Horrorgeschichte dazu, dass man den Protagonisten ab und an zurufen möchte: „Geh nicht in die dunkle Gasse, in der alle Menschen umgebracht wurden!“

Was das Buchs so besonders macht – und dafür sorgt, dass ich es gleich noch einmal lesen möchte – ist die Tatsache, dass man die einzelnen Situationen nicht richtig einschätzen kann. Zwar wird Cara, die Protagonistin, als sehr verträumt charakterisiert, dennoch ist es nicht nur sie, der sonderbare Zusammenhänge auffallen oder die mit merkwürdigen Personen in Kontakt tritt. Durch das gleichzeitige Vorhandensein von Geistern und deren gleichzeitige Abwesenheit wird eine Spannung erschaffen, die so nicht in vielen Büchern herrscht. Einziger Wermutstropfen der Handlung: Es musste natürlich eine Liebesgeschichte mit in das Buch gezwängt werden, die so gar nicht zu den restlichen Ereignissen passt. Aber auch dies scheint ein Young Adult-Klischee zu sein, um welches kaum ein Autor drum herum zu kommen scheint.

Abschließend kann ich jedem das Buch nur wärmstens empfehlen. Es ist ein leichtes Jugendbuch mit einem ordentlichen Schuss Horror und Mystery. Der Schreibstil ist etwas simpel, aber meine Güte es muss ja nicht jeder Autor auf einen Nobelpreis hinarbeiten. Ein spannendes Sommerbuch.

Gebunden Ausgabe oder Kindle-Edition bei Amazon kaufen

Wenn der Sommer endet, Moira Fowley-Doyle, Deutsche Erstauflage: 2016 cbt Verlag, Englisches Original: The Accident Season 2015


Das Buch wurde mir von cbt zur Verfügung gestellt, dies hat nicht meine Meinung beeinflusst.

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„Haben Sie Young Adult-Bücher?“ – „Young-Was?“

Die Unterscheidung zwischen Jugendbuch und Young Adult oder auch YA wird in Deutschland noch gar nicht so lange getroffen, was die Schwierigkeit vieler Buchhändler erklärt die Bücher irgendwie sinnvoll einzuordnen. Aber warum ist die Einordnung so schwierig und was sind überhaupt Unterschiede zwischen den beiden Genres?

Young Adult Bücher

Young Adult vs. Jugendbuch: Eine Sprachliche und historische Annäherung

Betrachtet man die beiden Begriffe rein sprachlich, so stehen beide für junge Literatur, die sich vor allem an Jugendliche richtet. Während es im Englischen nur einen Begriff für diesen Bereich gibt – eben Young Adult – und dieser von den Kategorien Childrens Book und New Adult – worauf ich später kurz zu sprechen kommen werde – eingerahmt wird, trift das Deutsche Verlagswesen mittlerweile eine deutliche Unterscheidung zwischen dem klassischen Jugendbuch, welches sich an 12-18 Jährige Leser richtet, und den Romanen, die sich an Young Adults, also junge Erwachsene richten.

Doch warum ist es überhaupt notwendig eine Unterscheidung zwischen den beiden Kategorien im Deutschen aufzubauen, wenn sie in der Englischen Variante eben sowieso einer Kategorie entsprechen? Um diese Frage sinnvoll beantworten zu können, muss man sich die historische Entwicklung des Jugendbuches angucken. Während es schon früh Romane gab, die sich an Junge Erwachsene richteten, gab es dennoch lange Zeit keine klare Unterscheidung zwischen Romanen für Jugendliche und Erwachsenen und erst viel viel später überhaupt die Überlegung, dass es zwischen diesen beiden Gruppen eine weitere Leserschaft geben könnte, die irgendwie zwischen ihnen steht.

Laut einem Artikel der American Library Association gibt es den Begriff der Young Adult-Literatur seit den 1960er Jahren. Damals entstehen viele Romane, die sich explizit mit Themen rund um Probleme und Fragen von Jugendlichen beschäftigen. Die Leserschaft ist etwa 12-18 Jahre alt, die Autoren deutlich, deutlich älter. Angesprochen werden Themen wie Freundschaft, Gefühlsleben, Familienprobleme und Ähnliches.

Mit seiner Tiefe grenzt sich das Genre deutlich vom Kinderbuch ab, bleibt jedoch thematisch weit von denen der gewöhnlichen Romane entfernt, in denen es um Erwachsene und ihre Probleme geht. Die Protagonisten sind selber genauso jung wie die Leser und damit weit entfernt davon eine eigenen Scheidung durchzumachen oder über einen Jobwechsel nachzudenken.

Als ein Vorreiter dieser Bewegung kann zum Beispiel Der Fänger im Roggen genannt werden, auch wenn er natürlich bereits in den 1950er-Jahren und somit vor der Entstehung des Genrebegriffs entstanden ist. Geht man weiter zurück, zu den Anfängen der Romanbewegung, wird man immer wieder feststellen, dass hier Romane entstanden sind, die sich an ein eher jüngeres Publikum richten, ohne, dass diese zu einem konkreten Genres zusammengefasst wurden. Die Leides des jungen Werthers oder vielleicht sogar die Werke Jane Austens richten sich beide an sehr junge Menschen. So wundert es kaum, dass es bereits im Jahre 1802 eine Definition von Sarah Trimmer gab, die junge Erwachsene im Alter von 14-21 als eine potenzielle Leserschaft zusammenfasste.

Das Überraschende an dieser Definition: Sie fast junge Erwachsene wortwörtlich als junge Erwachsene zusammen, also Menschen die dabei sind Erwachsen zu werden oder diesen Zustand soeben erreicht haben. Ganz anders als die Beschreibung aus den 1960er-Jahren, die vom Verlagswesen festgelegt wurde, und bei der es sich ausschließlich um Jugendliche oder teenager handelt, die schon bei zwölfjährigen beginnt, aber spätestens mit dem Alter von 18 aufhört. Die Idee der Verlage dahinter: Kinder in diesem Zeitabschnitt teilen die meisten Interessen. Leser die älter sind wenden sich eher den Romanen für Erwachsene zu.

Und diese Definition hatte lange Bestand, auch weil Verlage viele Romanvorschläge ablehnten, die sich an ein Zielpublikum richtete, welches vielleicht eher in einer Übergangsphase zwischen Kind und Erwachsenem steckt. Doch wie so viele Umbrüche, begann auch in der Literatur ein Wandel in den 1990er Jahren. In Umfragen stellte man fest, dass auch Menschen bis mindestens 25 noch Jugendbücher lasen und sich als young adults definierten. Schließlich befassten sie sich häufig noch stark mit Themen, die dem des High School Lebens mehr ähnelten, als denen der eigentlichen Erwachsenen. Für sie ging es mehr um die erste Liebe, als um Hochzeit, Ehe und Scheidung.

Genreumdenken durch Kinohits und Selfpublisher

Zögerlich begannen erste Verlage also nun auch Geschichten ins Programm zu nehmen, die sich vielleicht eher an 18-21 Jährige Leser richteten oder in denen düstere Themen behandelt wurden. 1997 veröffentlichte der am Rande der Existenz stehende Verlag Bloomsbury in sehr kleiner Auflage ein Jugendbuch, welches den Markt vollkommen umkrempeln sollte. Der zunächst auf England beschränkte Erfolg von J.K. Rowlings Romanreihe Harry Potter breitete sich bald auf der ganzen Welt aus und wurde durch die Kinofilme weiter verstärkt. Was dieser Roman deutlich zeigte: Jugendbücher werden in einem weitaus größerem Rahmen von Menschen über 25 konsumiert, als es Verlage jemals gedacht hätten. Bald wurde dies auch durch neuerliche Studien immer wieder bestätigt, die sogar darauf hinwiesen, dass Leser die über 50 waren noch young adult-Bücher konsumierten.

Ein Fakt, den viele Verlage nicht wirklich erklären konnten und der vor allem nicht in das feste Schubladendenken ihrer Programme passte. Noch weniger schienen die Buchhändler mit den nun entstehenden Publikationen anfangen zu können, die nicht wirklich in das Kinderbuchregal, aber eben auch nicht in die Abteilung für Erwachsene Literatur passte. Und so wurden die Bücher entweder gar nicht ins Sortiment aufgenommen oder auf irgendeinem Tisch mit anderen uneinordbaren Büchern zusammengefasst.

Doch mit dem Beginn der 2000er-Jahre waren Leser nicht mehr darauf angewiesen ein Buch im lokalen Buchhandel finden zu müssen. Das 1994 gegründete Internetunternehmen Amazon begann 1995 Bücher über das Internet zu verkaufen. Ab 1998 konnten auch in Deutschland erste Bücher über die Seite bestellt werden. Bald schon kauften immer mehr Menschen ihre Bücher online und nicht nur das: Mit dem Kindle konnte man ab 2007 nun sogar sehr einfach Bücher als E-Book lesen.

Dabei waren es vor allem die Selfpublisher, die das E-Book schnell für sich entdeckten. Über ePubli können hierzulande beispielsweise Bücher seit 2008 veröffentlicht werden. Das veröffentlichen von eigenen Büchern bot damals wie heute Autoren die Chance Bücher zu veröffentlichen, die von Verlagen bis dato nicht etwa wegen mangelnder Qualität, sondern auf Grund von mangelnder Einordbarkeit abgelehnt worden waren. Ein Schicksal, welches 1997 beinahe dazu geführt hätte, dass Harry Potter nicht veröffentlicht worden wäre.

Mittlerweile bekannte und von Verlagen unter Vertrag genommene YA-Autoren wie K.A. Tucker oder Amanda Hocking haben beide als Selfpublisher angefangen. Erst als ihre Bücher sich sehr gut verkauften – Hocking verkaufte beispielsweise Bücher im Wert von über 2 Millionen Dollar – wurden Verlage auf sie aufmerksam. Die Tatsache, dass sich Bücher verkauften, von denen Verlage jahrelang gesagt hatten, dass es für sie einfach keinen Markt gebe, sorgten für ein massives Umdenken im Verlagswesen.

Auch Kinoerfolge wie Twilight oder die Hunger Games-Serie zeigten noch einmal deutlich, dass der Bereich der Young Adult-Literatur Anhänger aus allen Altersgruppen begeistern kann, dadurch aber auch Themen ansprechen kann, die bis dahin nicht zu dem Genre zu passen schienen.

Auch der Bereich der New Adult-Texte wurde in diesem Zusammenhang deutlich erweitert. Er richtet sich eher an Leser, die etwa mindestens Anfang oder Mitte 20 sind und thematisiert stärker Themen wie Sex, Unileben oder den ersten Job. Der Roman 50 Shades of Grey, der ebenfalls ein erfolgreiches Beispiel für Selfpublishing ist, kann diesem Genre zugeordnet werden, da es die 21-Jährige Protagonistin auf ihrem Weg ins Erwachsenwerden begleitet.

Und wo finde ich Young Adult-Bücher jetzt in der Buchhandlung?

Heute zeigt sich deutlich, dass YA deutlich von Lesern aller Altersgruppen gefordert wird. Laut einer Statistaauswertung hat sich der Anteil an Verkauften Kinder- und Jugendbüchern am Gesamtbüchermarkt von 2004 bis 2015 von 13% auf 18% erhöht. Natürlich umfast dieser Bereich sehr viel mehr als nur die Young Adult-Bücher, doch kann man den Anstieg der Verkaufszahlen durchaus mit dem Erfolg der YA-Bücher in Verbindung bringen. 2011 gab es zum Beispiel einen rasanten Anstieg. Zu diesem Zeitpunkt wurde der letzte Band der Hunger Games-Trilogie in Deutschland veröffentlicht und auch der letzte Twilight-Film lief gerade im Kino. Auch die Maze Runner-Reihe wurde ab diesem Jahr in Deutschland veröffentlicht.

Auch auf der LitBlog Convention – einer Veranstaltung für Buchblogger, die unter anderem von Dumont, Egmont und Bastei Lübbe veranstaltet wurde – wurde das Thema heftig diskutiert. In dem Workshop „A difference a word makes“ ging es vor allem um den Unterschied zwischen Young Adult– und New Adult-Texten aber auch darum, wie LYX beschlossen hat das Angebot der gewöhnlichen Jugendbücher (12-18 Jahre) um den Bereich YA (14-21 Jahre – wir erinnern uns, dass war bereits die Definition von Trimmer aus dem Jahre 1802) zu erweitern. Auch hier hieß es lange, dass es für die Bücher einfach keine Leserschaft geben würde. Außerdem passten viele der Themen – Sex und Gewalt – nicht in das Bild, welches man von jugendlichen Lesern hatte. Schließlich sollten diese vor Gewaltszenen beschützt werden. Spätestens mit den Hunger Games sollte diese Definition wohl aber der Vergangenheit angehören.

das Verlage wie LYX nun anfangen ihr Angebot zu erweitern stellt die Buchhändler gerade vor ein ernstes Problem, denn wo sollen die Bücher eingeordnet werden? Wie schon bei der ersten ‚Revolution‘ der YA-Literatur in den 1990er-Jahren, gibt es auch heute keinen Wirklich Ort für diese Literatur. In die Kinderabteilung passen sie nicht wirklich und auch nicht zu den Erwachsenen Regalen. Oft werden sie daher also nach Lust und Laune nach Handlungsgenre oder eventuell doch nach Alter der Protagonisten einem Regal zugeordnet. Das Suchen nach einem Roman aus dem YA-Bereich gleicht daher in vielen Buchhandlungen eher einer Schnitzeljagd. Bis es endlich ein eigenes Regal für Young Adult-Bücher gibt, werde ich weiterhin orientierungslos herumirren, nur um dann festzustellen, dass es keinen der Romane auf meiner Leseliste gibt, da die Buchhandlung keinen der Titel bestellt hat, denn es gibt in vielen Köpfen der Buchhändler immer noch keinen Platz oder eine Leserschaft für die sonderbare Zielgruppe der jungen Erwachsenen.

Lest ihr YA-Literatur? Kauft ihr sie online oder in einer Buchhandlung?

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Ich und Earl und das (sterbende) Mädchen [Buchreview]

Einmal vorweg verstehe ich nicht, warum der Titel des Buches, welches im Original Me and Earl and the dying Girl heißt in der Deutschen Variante geändert wurde. Der Originaltitel fasst in sehr, sehr wenigen Worten zusammen worin es in dem Debütroman von Jesse Andrews geht. Bereits 2012 erschienen und in der ersten Deutschen Version 2013 publiziert (damals noch mit dem vollständigen Titel), gibt es – passend zum Film – nun auch eine Taschenbuchausgabe.

Ich und Earl und das Mädchen

Cut, cut, alles zurück auf Anfang! In Ich und Earl und das Mädchen erzählt Greg, die fiktive Erzählerstimme, von seinem letzten Highschool-Jahr, seiner Freundschaft zu Earl – mit dem er seit er 11 ist Filme des Neuen Deutschen Films, der Nouvelle Vague und anderer Kunstbewegungen nachdreht – und natürlich über Rachel, die an Leukämie erkrank ist.

In einem fast schon viel zu heiteren Ton beschreibt Greg dabei wie er versucht sich mit allen Schulgruppen zu verstehen, die Nachmittage damit zubringt abgedrehte Filme zu gucken und sich um Rachel kümmert, mit der er eigentlich seit er zwölf ist gar nicht mehr befreundet ist, aber das ist seiner Mutter egal, denn schließlich braucht das sterbende Mädchen jeden Freund, den es kriegen kann.

Immer wieder schwankt die Erzählung zwischen einem fast schon tagebuchartigen Stil hin zu einer Art Drehbuch, welches kurz Dialoge und Szenen zusammenfasst. Diesen Mix fand ich zu Beginn des Buches sehr eigenartig und fast schon etwas störend, sobald man jedoch erfährt, dass Greg eigentlich Filme macht ergibt der Stil plötzlich einen Sinn und fügt sich nahtlos in die sehr chaotische Szenerie ein.

Kein Buch für jeden

Ich finde es sehr spannend und mutig sich mit einem schweren Thema wie Leukämie bei Kindern auf eine sehr humorvolle, beinahe schon beiläufige Art zu nähern. Es zeigt, dass man ernste Themen behandeln kann, ohne auf gängige Klischees einzugehen. Dies ist auch etwas, dass immer wieder innerhalb des Buches thematisiert wird, wenn Greg zum Beispiel beschreibt, dass er in einem dramatischen Film sic unendlich in Rachel verlieben würde und sie sich in ihn und sie tragisch in seinen Armen sterben würde. Gerade der Verzicht auf diese Klischees und der satirische Umgang mit ihnen, macht dieses Buch sehr besonders. Ja, es hat einen bösen Humor und ja, deswegen wird es nicht jedem Leser gefallen, aber es zeigt auch, dass Jugendbücher sich nicht immer mit den gleichen Themen auseinandersetzen müssen und das nicht jede Freundschaft zwischen Jungs und Mädchen zu einer Liebesgeschichte führen muss.

An vielen Stellen wirkt der Schreibstil noch etwas holperig und ich kann nicht wirklich beurteilen ob dies daran liegt, dass es Andrews Erstlingswerk ist oder ob es ein gewolltes Stilmittel ist. So oder so wirkt der Ich und Earl und das Mädchen gerade dadurch authentisch und ergreifend.

Den Roman könnt ihr zum Beispiel bei Amazon in der neusten Version von Heyne kaufen.

Kein Film für irgendwen

Leider habe ich den Fehler gemacht und mir danach die Verfilmung von Alfonso Gomez-Rejon angetan. Ein sehr großer Fehler. Die chaotische Familie von Earl, die im Roman einen Großteil der wirklich absurden Szenen liefert, wurde für den Film komplett herausgestrichen. Dafür wurden zusätzliche Szenen eingefügt, die allen gängigen Highschool-Klischee-Dramen entspricht. Es gibt sogar eine schreckliche „Ich-wäre-so-gerne-mit-dir-zum-Abschlussball-gegangen“-Szenen, die wirklich nicht hätte sein müssen. Offenbar hat irgendwer den Roman gelesen und beschlossen, dass dies ein wunderbarer Jugendfilm sein könnte, wenn man fast den kompletten dunklen Humor – der den Roman auszeichnet – durch Kitsch – der dankenswerter Weise im Roman fehlt – ersetzt.


Das Buch wurde mir von Randomhouse zur Verfügung gestellt. Dies hat meine Meinung nicht beeinflusst.