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Buchzugänge der Frankfurter Buchmesse: Bullet Journal, Young Adult und Mystery [SaSo]

Wie versprochen bekommt ihr auch in diesem Jahr einen Überblick über meine Buchneuzugänge der Frankfurter Buchmesse. Besonders bei den Englischsprachigen Verlägen habe ich ganz schön zugeschlagen, denn an viele Bücher kommt man in Deutschland gar nicht so gut dran und vor allem nie so preiswert wie auf der Buchmesse. Lange Rede, kurzer Sinn: Lasst uns Bücher angucken.

Ganze 16 Bücher sind dieses Jahr mit mir nach Hause gekommen.

Shogakukan Books, Laurence King Publishing & Aufbau Verlag: Kinderbücher und Japanische Geschichten

Bei diesen Verlagen habe ich jeweils nur ein Buch gekauft. Gleich das erste Buch, かさじおやぶにけんらくちゃく, fällt aus meiner „Ich habe quasi nur Englische Bücher“ gekauft“-Regel heraus. Es ist ein Japanisches Kinderbuch über Yokai. Da ich gerade Japanisch lerne, dachte ich, dass es eine nette Möglichkeit wäre um Lesen zu üben…

Buch zwei ist ebenfalls ein Kinderbuch. A cat’s guide to the night sky von Stuart Atkinson ist ein illustriertes Buch über die Sterne und Planeten, die man am Abendhimmel sehen kann, mit netten Erklärungen zu Namensgebungen und begleitet von einer knuffigen Katze.

Der einzige Roman auf Deutsch, den ich gekauft habe, ist Die Ladenhüterin von Sayaka Murata. Er erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die nicht weiß, was sie mit ihrem Leben anfangen soll und in der Zwischenzeit in einem Convinientstore arbeitet.

Scholastic Verlag: Young Adult Mystery

Per Zufall habe ich bei Scholastic nur Mystery-Bücher gekauft. Angefangen mit The Secret of Nightingale wood von Lucy Strange. Der Jugendroman handelt von einem kleinen Mädchen, welches zunehmend seltsame Dinge sieht, an die niemand glaubt. Bis ihrer Familie plötzlich sonderbare Ereignisse widerfahren.

In The boy, the bird and the coffin maker geht es um einen Jungen, der der einzige Überlebende in seinem Dorf ist und seine Zeit damit verbringt Säge herzustellen. Bis eines Tages ein Junge auf einem riesigen Vogel in seinem Dorf landet.

Your turn to die von Sue Wallman macht genau das, was der Titel sagt: Es erzählt die Geschichte von Jugendlichen, die nacheinander sterben.

The Fandom von Anna Day fällt eher in den Bereich Fantasy. Eine Gruppe von Jugendlichen findet sich plötzlich in ihrer Lieblingsgeschichte wieder. Nur Schade, dass sie ausversehen direkt den Protagonisten ermorden…

EMF Verlag: Bullet Journal

Passend zum Bullet Journal-Workshop, gab es am EMF-Stand ein Bullet Journal. Außerdem habe ich mir den Bullet Journal Guide von Marietheres Viehler / journalspiration gekauft. Der Guide richtet sich vor allem an Anfänger, enthält aber auch viele gute Tipps für erfahrene Bullet Journal Junkies, um effektiver schönere Layouts zu erstellen.

Penguin Books: Viele Bücher aus allen Genres

Bei Penguin Books habe ich deutlich die meisten Bücher aus den meisten Genres gekauft. Buch eins ist Brotopia von Emily Chang, welches Geschichten diverser IT-Frauen im Silicon Valley erzählt und wie hart es ist sich gegen die „Bro’s“ durchzusetzen. Ebenfalls aus dem feministischeren Bereich stammt Can you tolerate this? von Ashleigh Young, welches die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die sich auf Grund ihrer Erfahrungen mit Feminismus auseinandersetzt.

The Changelig von Victor Lavalle hingegen ist ein Fantasy Roman über einen jungen Mann, der plötzlich verschwindet und seinen Sohn zurücklässt. Jahre später ist der Sohn selber ein junger Mann und beginnt seltsame Dinge zu sehen, die das Verschwinden seines Vaters aufklären könnten.

The Overstory erzählt diverse Geschichten aus diversen Jahrzehnten, die zunächst keine Verbindung zu haben scheinen, dann jedoch doch durch einen Baum zusammengeführt werden.

In All the names they use for God erzählt Anjali Sachdeva diverse Kurzgeschichten und The Mayor of Casterbridge von Thomas Hardy ist ein Klassiker.

The literature Book ist das neuste Buch aus der Big Ideas Short explained-Reihe, welches die Geschichte der Literatur und das Entstehen diverser Genre erklärt.

Astronomy: A visual Guide, das letzte Buch meiner Liste, zeigt diverse Sternenbilder und erklärt wie unser Nachthimmel funktioniert.

Welche Bücher habt ihr euch auf der Buchmesse geholt?

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Das Krokodil: Eine Sammlung von Dostojewski-Erzählungen [Review]

Wenn man über Dostojewskis Werke spricht, geht es kaum mehr um die Frage ob sie gelungen sind oder nicht. Fjodor Michailowitsch Dostojewski ist einer der bekanntesten Autoren Russlands. Werke wie Schuld und Sühne oder Die Dämonen sorgten dafür, dass seine Werke zu Klassikern wurden. Mit klaren Worten beschreibt er seine Welt, versucht sich an verschiedenen Erzählformen und behält dabei immer einen nachdenklichen, beinah schon melancholischen Ton bei. An manchen Stellen blitzt ein Lächeln zwischen den Sätzen durch und zieht den Leser in seinen Bann.

Das Krokodil: Eine Erzählungssammlung von Fjodor Dostojewski

Wer einen guten Überblick über sein Handeln bekommen möchte, der ist mit Das Krokodil mehr als nur gut bedient. Das Buch – im Manesse-Verlag erschienen – enthält fünf Erzählungen Dostojewskis aus seinen verschiedenen Lebensphasen.

Die Sammlung beginnt mit dem Roman in neuen Briefen von 1845. Die Anspielung an A.A. Bestuschews Roman in sieben Briefen ist ein klassischer Briefroman, der jedoch erst nach Arme Leute veröffentlicht wurde und daher von den Kritikern sehr schlecht aufgenommen wurde. Dies mag vor allem daran liegen, dass der Roman in neun Briefen eben nicht im Laufe eines Jahres, sondern mehr oder weniger in einer Nacht geschrieben wurde. Auch der satirische Unterton und die Anspielungen sorgten bei Kritikern eher für Verunsicherung.

Das Krokodil von 1865 ist zwar nur das Fragment einer Erzählung, gilt heute jedoch als eine der bekanntesten Geschichten Dostojewskis. Die Erzählung nimmt – wie so oft in den Handlungen des Autoren – eine etwas absurde Wendung, die aktuelle Strömungen der Philosophie kritisiert und parodiert. Eine Ehepaar geht mit einem Freund aus um ein Krokodil zu betrachten. Als die Ehefrau das Tier als hässlich und enttäuschend degradiert, möchte der Familienfreund Iwan beweisen, dass das Tier sehr viel interessanter ist und reizt es solange, bis das Krokodil ihn verschluckt. Das Ehepaar fordert sofort die Ermordung des Tieres, doch Iwan plädiert, aus dem Bauch des Krokodils heraus, dafür das Tier am Leben zu lassen. Schließlich könne er seine Tätigkeit als Beamter auch von dort ausüben und er möchte keinen wirtschaftlichen Schaden entstehen lassen.

Die kafkaeske Wende – obwohl man sich anhand der Lebensdaten immer wieder Fragen muss ob Kafka nicht eher von Dostojewski beeinflusst wurde – ist ein Kunstgriff, den der Autor viele Male benutzt.

Geschichten aus der Verbannung und emotionaler Höhepunkt

Vor allem anderen war Dostojewskis Leben davon geprägt, dass er die Vorgehen der Regierung immer wieder kritisierte. Sowohl in seinen journalistischen, als auch literarischen Texte hinterfragt er Gesetzte, Bestimmungen und Einschränkungen. So auch in seiner Erzählung Eine peinliche Geschichte von 1862, in der er über die Auflösung der Leibeigenschaft spricht.

Werke wie dieses und seine durchweg kritische Haltung sorgten dafür, dass er inhaftiert und zum Tode verurteilt wurde. Während der Gefangenschaft entstand unter anderem die Erzählung Ein kleiner Held. Erst viel später – nachdem sein Urteil in Verbannung umgewandelt wurde und er nach seiner Zeit in Sibirien wieder nach Russland zurückkehren durfte – wurde er auch im eigenen Land als wichtiger Autor wahrgenommen.

Unter anderem geschah dies durch seine Berichte und Erzählungen in Literaturzeitschriften. Dazu gehört auch Die Sanftmütige von 1876. Es ist eines seiner letzten Werke, welches klar im Hintergrund immer noch unter dem Zeichen des ‚Hinterfragens‘ geschrieben wurde. Auch wenn es hier sein Protagonist ist, der die Fragen stellt. Die fiktive Schilderung beschreibt wie der Protagonist seine Frau kennenlernte und mir ihr zusammenlebte. Am Anfang, wie am Ende steht dabei ihr Selbstmord und die offene Frage: „Wieso hat sie sich in den Tod gestürzt?“ Innerhalb der Sammlung ist dies durchweg die emotionalste. Sie versucht mit dem Mittel der Rationalität Emotionen zu ergründen, zu bündeln und zu erklären.

Schmuckeinband fühlt sich ‚unschmuck‘ in der Hand an

Wie bereits zu Beginn gesagt, geht es bei den Werken von Dostojewski schon lägst nicht mehr darum sie in gut oder schlecht einzuteilen und sie mit Sternchen von eins bis fünf zu bewerten. Die einzelnen Erzählungen zeigen alle auf ihre Weise einen Ausschnitt aus dem Können und Leben Dostojewskis. Somit hat der Herausgeber der Sammlung einen guten Blick für das Gesamtwerk bewiesen. Auch die Erläuterungen zu den einzelnen Texten sind überaus hilfreich und auf einem für diese Art von Texten angemessenem Niveau.

Was ich leider nicht nachvollziehen kann, ist die Wahl des Einbandes. Wer beschließt einen Roman in Kunstleder zu binden? Selten habe ich ein Buch gelesen, welches sich so unangenehm in der Hand angefühlt hat. Obwohl ich das kleine Format des gebundenen Buches – es ist ungefähr handgroß – durchaus schätze, hätte mich der Einband in seinem kalten, glatten, fast schon klebrigen Einband definitiv davon abgehalten diese Ausgabe in einem Geschäft zu kaufen. Auch finde ich – ich weiß, man sollte ein Buch nicht nach seinem Cover bewerten –, dass das Cover nicht so wirklich zu einer Klassikersammlung wie dieser passt. Schwarzes Kunstleder mit neongrünem Aufdruck sagt leider nicht gerade: Ich bin ein wichtiger Teil der russischen Literaturgeschichte, sondern versucht auf absurde Art und Weise jung und frech zu wirken.

Vermutlich ist dies das erste Buch, bei dem ich lieber die E-Book-Ausgabe gelesen hätte. Sowohl die Auswahl als auch die Stimme der Übersetzerin gefallen mir sehr. Die Geschichten sind ein toller Einstieg in Dostojewskis Werk und genau deshalb werde ich es auch immer wieder gerne weiterempfehlen. Dennoch hat der Verlag mit dem Einband und der Gestaltung des Buches durchaus eine sehr ungünstige Wahl getroffen, die mich dazu verleiten würde dieses Buch mit zwei Sternen zu versehen, wenn ich der Gestaltung ebenso große Bedeutung beimessen würde, wie dem Inhalt.

Das Krokodil | Manesse Verlag | 2016 | 448 Seiten | Bei Amazon kaufen und das Wonderland unterstützen


Das Buch wurde mir von Randomhouse zur Verfügung gestellt. Dies hat nicht meine Meinung beeinflusst.

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Jane Eyre: Ein Hörspiel darüber sich selbst treu zu bleiben [Rezension]

Jane Eyre von Charlotte Brontë gehört wohl zu einem der bekanntesten Romane der Welt. Die Geschichte um das Waisenmädchen Jane und ihre unübliche Liebe, den Kampf sich selbst treu zu bleiben und gleichzeitig einen Platz in der Gesellschaft zu finden, ist in vielen Filmen, Büchern und Theaterstücken aufgegriffen worden. Zum 200. Geburtstags Brontës ist nun ein neues Hörspiel erschienen, welches versucht 400 Seiten Buch in vier Stunden zusammenzufassen.

Das Buch Jane von Charlott Bronte als Hörspiel auf drei CD's vom Hörverlag herausgegeben.

Zur Handlung von Jane Eyre

Die in drei Teilen erzählte Geschichte, handelt von Jane Eyre, deren Eltern früh gestorben sind. Zu ihrem vollen Unwillen wächst sie bei der Familie ihres Onkels – Mr. Reed – auf. Von ihrer Tante verachtet und ihren Cousinen und ihrem Cousin getriezt, wächst sie unglücklich und ungeliebt aus. Ihr Leben beginnt sich erst zum positiven zu wenden als sie in das kalte und von strengen Lehrern geführte Internat Lowood geschickt wird. Zwar erlebt sie dort sehr düstere Episoden ihres Lebens, dennoch erfährt sie dort das erste Mal was Freundschaft ist und lernt, dass es nicht ihre Schuld ist, dass ihre Tante sie nicht geliebt hat.

Nach dem Abschluss beginnt sie selbst als Lehrerin zu arbeiten und erhält bald eine Stelle als Gouvernante in einem Privathaushalt bei dem Adelige Mr. Rochester. Schon bald entwickelt Jane Gefühle für den sonderbaren Herrn von Thornfield, den sie weder attraktiv findet, noch als angenehme Person wahrnimmt. Und dennoch ertappt sie sich immer wieder dabei, wie sie ihm heimliche Blicke zuwirft und in Episoden der Eifersucht schwelgt. Auch fragt sie sich ob er für seine kleine, unscheinbare und vollkommen verarmte Hauslehrerin nicht auch mehr empfindet als er ihr verraten möchte.

Schon bald beginnt für Jane eine dritte Episode in ihrem Leben, in der sie zu sich selbst finden muss um der Person, die sie liebt, ebenbürtig gegenüber treten zu können, ohne sich selbst zu verlieren.

Eine gelungene Hörspieladaption

Gerade bei klassischen Romanen, ist es oft eine sehr große Herausforderung die vielen Themen und Ideen in eine gekürzte Fassung zu übertragen, ohne sie vollständig zu verlieren. In den letzten Jahren haben viele Regisseure und Drehbuchautoren dies probiert. Eines der bekanntesten Beispiele dafür ist die neuste Verfilmung mit Michael Fassbender und Mia Wasikowska aus dem Jahre 2011. In zwei Stunden wurde versucht möglichst viel der Stimmung des Buches einzufangen und vor allem durch große Bilder zu untermalen. Sehr zu Lasten von Janes Entwicklung, die eher am Rande stattfindet.

Mit fast vier Stunden Laufzeit hat das Hörspiel von Christian Ohaus, der schon früher Klassiker vertonte, doppelt so viel Zeit um Jane eine Charakter-Entwicklung einzuräumen. Zudem setzt er keinen Ausschließlichen Fokus auf die Thornfield-Episode, wie es so oft geschieht um die Liebesgeschichte vollkommen in den Vordergrund zu rücken, sondern erzählt in jeweils gleich langen Episoden von Janes Kindheit, ihrem Leben bei Mr. Rochester und ihrer Selbstfindung.

Erzählt wird die Geschichte, wie schon der Roman, aus Sicht Jane Eyres, gesprochen von Theaterschauspielerin Sascha Icks. Um eine Atmosphäre zu schaffen, die den Zuhörer direkt ins 19. Jahrhundert versetzt, wird die Erzählung immer wieder mit Posaunen und Percussion untermalt. Außerdem werden die Stimmen der anderen Romanfiguren entweder als klassischer Dialog oder im Hintergrund als Echo erklingende Stimme eingespielt. Dies geschieht vor allem wenn die junge Jane spricht oder die Erzählstimme ein bestimmtes Ereignis noch einmal reflektiert.

Besonders der Stimme von Icks kann man sehr gut folgen. Ihre ausdrucksstarke Stimme belebt die Figur der Jane Eyre und macht aus ihr eine selbstbewusste junge Frau, die lieber auf Liebe verzichtet, als sich selbst zu verraten. Auch Christian Redl überzeugt in seiner Rolle als Mr. Rochester. Die meisten anderen Figuren erscheinen immer eher kurz am Rand oder geben einige der bekannteren Zitate des Romans zum besten. Im Vordergrund bleibt dabei immer wieder Jane Eyre mit ihren Gedanken.

Sehr schönes Hörspiel für ruhige Abende

Ich weiß, dass ich mich in diesem Punkt wiederhole, aber Hörspiele sind einfach eine der besten Möglichkeiten um sich vollkommen zu entspannen. Dieses Hörspiel stellt da keine Ausnahme. Die angenehmen Stimmen der beiden Hauptsprecher und die leise Untermalung mit wenigen Instrumenten, bilden eine sehr harmonische Einheit, der man gut lauschen kann. Gleichzeitig werden alle Hauptthemen des Romans aufgegriffen und gleichsam ausführlich und spannend dargestellt. Damit zeigt dieses Hörspiel, dass es durchaus gelingen kann einen Klassiker ein wenig einzukürzen ohne die wichtigen Themen vollends zu verlieren. Vor allem zeigt dieses Jane Eyre-Hörspiel, dass es in dem Roman von Charlotte Brontë um mehr als nur eine ungleiche Liebe geht, sondern um die Entwicklung einer jungen Frau, die zu sich selbst findet.


Das Hörspiel ist erstmals 2005 als Koproduktion des SR, Deutschland Radio, NDR und Radio Bremen erschienen. Zum 200. Geburtstag von Charlotte Brontë wurde das Hörspiel von dem Hörverlag auf CD und als Download herausgegeben.

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Das Hörspiel wurde mir von Der Hörverlag zur Verfügung gestellt. Dies hat nicht meine Meinung beeinflusst.