Giraffenbabys haben dünne Beine

Nach dem „Oooooh ein Giraffenbaby!“-Eintrag von gestern – und ich will hoffen, dass ihr alle das Baby gefunden habt! – kommt heute Etwas seriöseres.
Es ist wieder GNTM Tag! Jaja, das Seriöse kommt noch! Und weil gleichzeitig Welt-Frauen-Tag ist, hat sich die Zeit etwas sehr nettes einfallen lassen und in einem Artikel über den Einfluss von Frau Klum auf junge Mädchen zu schreiben.
Jung, schön und dünn sollen sie sein. Wer zu dick ist, muss unter Tränen die Sendung verlassen. So sieht die Casting-Welt von Heidi Klum aus. Dabei geht es bei „zu dick“ um vielleicht 55kg. Dass dieses Bild nicht nur von Heidi Klum vermittelt wird, sondern auch von der restlichen Modeindustrie, lässt der Beginn des Artikels beinahe unter den Tisch fallen.
Natürlich hat die Modeindustrie nichts mit dem normalen Alltag zu tun. Wer zur Schule geht kann die Jungs um sich herum mit Maßen von 90-60-90 überzeugen. Das hat aber gar nichts mit Modelmaßen zu tun. Wer auf den Laufstegen der Welt begeistern möchte muss 1,80m groß sein, keine Hüfte besitzen und am besten auch nichts so etwas wie einen Brustumfang haben. Das sieht dann in couture Kleidern gut aus, im Alltag wirken die Mädchen aber eher, als würden sie jeden Moment durchbrechen.
Die 0-8-15 Mädchen von GNTM erfüllen dieses Bild oft bei weitem nicht. Bei der ein oder anderen kann man noch nicht einmal jeden einzelnen Knochen sehen und manche von ihnen besitzen sogar Brüste! Und dennoch wird der Kult um den weiblichen Körper weiter geschürt.
Die Kritik an den Weiblein unserer Zeit ist dabei durchaus gerechtfertigt. Wer mehr als 60kg wiegt muss aufs Laufband und darf ein Salatblatt pro Tag essen. Mädchen möchten so sein wie ihre Idole. Also hungern sie sich runter um annähernd so auszusehen, wie die Frauen, die sie jeden Tag im Fernsehen sehen.
Tut das dem Selbstwertgefühl junger Mädchen gut? Nein! Der Druck ist groß: Man muss schulische Leistungen erbringen um die Eltern nicht zu enttäuschen, und man muss seinen Körper dem allgemeinen Schönheitsideal anpassen um den Mädchen der eigenen Stufe zu gefallen. Es geht gar nicht so sehr darum Jungs zu begeistern, sondern zu sein wie alle anderen. Und wenn alle dürr sind, dann muss man dem Druck eben nachgeben, um dazu zu gehören.
Und natürlich weiß man als Mädchen, dass das nicht gut ist, aber interessiert es die Jugend? Nein, nein, nein! Man muss eben dazugehören, am besten mit Size-Zero. Dass ist dann das verrückteste. Zero würde der deutschen Größe 28 entsprechen. Als „normal“ dünnes Mädchen trägt man 34, vielleicht noch 32, aber 28 ist schon ein ganzes Stück darunter.
Und weil es mit dem ganzen Wahnsinn nicht weitergehen soll, hat die 25-jährige Bloggerin Laurie Penny das Buch „Meat Market“ geschrieben. Um zu zeigen, was Mädchen in der heutigen Zeit sich selbst antun. Damit man sieht, wie sie versuchen sich selber in die Konsumgesellschaft zu integrieren.

Da mein Exemplar noch unterwegs ist, müsst ihr noch auf eine ausführliche Review warten.

5 Gedanken zu “Giraffenbabys haben dünne Beine

  1. Ein Mädchen oder eine Frau in unserer Zeit zu sein ist etwas das ich keinen psychisch labileren Menschen wünsche. Als wäre der Druck in der Schule oder im Job nicht genug.
    Diese Frauenschikane wird aber auch von den normalen Klamotten von der Stange betrieben. Hat man etwas kürzere Beine, muss man sich die Hose kürzen lassen, hat man eine breitere Hüfte muss man sich die Jeans ein paar Nummern größer kaufen und dann schlabbert sie überall. Ich mag das Schönheitsideal unserer Zeit nicht. Mir wird kotzübel sobald ich nur sehe wie sich Knochengerippe immer weiter abmagern.

    Aber wir leben auch in einer Zeit zwischen zwei Extremen, dick und dürr. Was normal ist, ist immer weniger definiert und auch immer weniger ersichtlich. Nicht einmal etwas wie der BMI hilft dabei, sondern er schürrt es noch. Ich hab mir schon Gespräche von Leuten anhören müssen, die wegen nen BMI von 18 sich selbst als zu dick angesehen haben.

    Was ich aus den Texten herauslese wird aber nicht nur der Wahn angeprangert, sondern auch die Schönheitskultur an sich. Das Bild mit denen sich Frauen herumplagen müssen.

    Ich freue mich über dein Buchreview :) und hoffe das Buch kommt bald an.

  2. Man(n)/Frau sollte sich nicht zu sehr von Modeindustrie, Medien und anderen gesellschaftlichen Randerscheinungen verblöden und einlullen lassen. Guter Beitrag! Wünsche ein schönes Wochenende!

  3. Die Welt ist einfach kompliziert. Eine Freundin von mir ist einer dieser Menschen, die alles essen, aber nicht dicker werden. Manchmal verzweifelt sie sogar selbst daran. Der Gesundheitswahn ist auch eines der Dogma, denen wir heute unterliegen. An sich sowas wie ein Trend, der Alltag geworden ist. Die Zeiten in denen wir Leben sind schon voller Verwunderungen.

    Bei mir an der Schule gab es sehr viele abgemagerte Leute und ein paar wenige wirklich Dicke, aber ich habe auch ein sehr breites Verständnis von Normalgeschwicht. Dürr ist für mich jemand, sobald man jeden einzelnen Knochen sehen kann und Dick ist für mich mehr als nur etwas Fettgeschwabbel, sondern sobald eben wirklich erste Beeinträchtigungen entstehen. Ich merke an meiner Umgebung, dass für viele schon so etwas wie etwas Babyspeck gleichgesetzt mit totalem Übergewicht wird oder Orangenhaut. In früheren Zeiten, bevor der Bikini und Badewahn ausbrach, war soetwas wie Orangenhaut normal, aber in meiner Schulzeit hatten auch ein paar der dürren Exemplare Orangenhaut und sich deshalb als fette Kühe gesehen… nur um sich weiterabzumagern. Diese Mentalität gefällt mir nicht.
    Sachen, die früher alltäglich waren, werden verteufelt. Natürlich passt etwas mit Orangenhaut nicht, sehr oft eine Übersäuerung des Körpers, aber das hat dann Gründe, die mit der Essensauswahl zusammenhängen und nicht mit Gewichtproblemen.
    Das Bild des normalen Menschens wird immer weiter verzerrt, bis jeder nur noch ein Haufen an Selbstkomplexxen ist. Sehe man sich nur mal diese ganzen SchönheitsOP Sendungen an. Eine 14-jährige will eine Brustvergrößerung machen? WTF? Was passt mit unserer Gesellschaft nicht? Warum will jeder jemand anderes sein?

    Und ja du hast recht, dieses Thema an sich ist so komplexx, dass wohl noch jahrelang darüber geschrieben wird, ohne eine wirkliche Lösung zu finden… leider…

  4. Pingback: Meat Market | Chochi in Wonderland

  5. Pingback: Das war 2012 | Chochi in Wonderland

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