Gefühlt jedes Mädchen hat in den 90er-Jahren mit Bunny und ihren Freunden mitgefiebert, wenn sie wieder einmal gegen einen neuen Gegner kämpfen und den Silber Kristall verteidigen mussten. Nun lässt Tōei Animation Sailor Moon in einem neuen Zeichenstil und in HD wiederaufleben. Doch Sailor Moon Crystal ist so viel mehr als nur ein HD-Remake…
Wieder wird die Geschichte von Usagi – ehemals Bunny – erzählt, die erfährt, dass sie als Sailor Moon, der Kriegerin für Gerechtigkeit, böse Dämonen und Feinde der Erde jagen muss. Unterstützt wird sie dabei von ihren Freundinnen, mit denen sie nach und nach mehr über ihre eigenen Fähigkeiten und ihre Vergangenheit erfährt.
Neue Handlung, alte Handlung?
In Sailor Moon Crystal hat sich einiges getan. Abgesehen davon, dass die Sendung vollkommen neu gezeichnet und dementsprechend auch neu vertont wurde – wobei gerade in der ersten Staffel nicht an 3D-Animationen gespart wurde –, wurde auch die Handlung überarbeitet. Die Abenteuer von Usagi – wie sie nun endlich auch in der deutschen Fassung heißen darf –, Mamo-chan und den anderen sind sehr viel düsterer und rasanter als im bisherigen Anime. Bereits in Folge 9 wird Prinzessin Serenity gefunden, etwas was in der alten Fassung geschlagene 34 Folgen dauerte. (Mit der 34. Folge befindet sich die neue Fassung übrigens gerade in der dritten Staffel.)
Gerade die düstere Handlung wurde von vielen Fans viel diskutiert und vor allem kritisiert. Eigentlich ein komisches Verhalten, vor allem eines, welches deutlich zeigt, wer damals nicht nur den Anime gesehen, sondern auch den Manga gelesen hat, denn die ’neue Handlung‘ ist diejenige des Mangas. Eine Handlung, die nicht nur ohne Filler-Folgen, die den Anime künstlich verlängern sollten, auskommt, sondern eben auch um einiges düsterer und drastischer ist. Kein Wunder also, dass die FSK eine Hochstufung von „Ab 6“ auf „Ab 12“ vorgenommen hat.
Um ehrlich zu sein finde ich dies etwas übertrieb. Klar, die Kämpfe werden etwas detaillierter dargestellt und auch die Beziehung zwischen Haruka und Michiru wird thematisiert, dennoch finde ich dies nicht wirklich ‚jugendgefährdender‘. Im Gegenteil finde ich es schön, dass endlich die vollkommen absurden Monologe von Usagi – früher Bunny – weggefallen sind, in denen sie sich dauerhaft darüber aufregt, dass sie zu dick ist oder von anderen Personen darauf hingewiesen wird. Welche Person in den 90ern hielt es bitte für sinnvoll ein vierzehnjähriges, dürres Mädchen ständig ihren eigenen Körper thematisieren zu lassen, die doch eigentlich ein Vorbild für Mädchen sein sollte? Naja, mehr kann man vermutlich von zwei Typen die vorher unter anderem die deutsche Fassung von Eine schrecklich nette Familie verbrochen haben nicht erwarten. Außerdem fand es doch wirklich jedes Mädchen damals komisch, dass Uranus und Neptun ganz offensichtlich irgendeine Art von Beziehung hatten, die einfach nie angesprochen wurde. Oder ging es nur mir und meinen Freundinnen so?
3D für alle
Naja und dann sind da auch noch die düsteren Seiten des HD-Remakes. Nein, ich meine nicht den vollkommen neuen Zeichenstil und die Pastelfarben, die finde ich sehr schön, es geht um die wirklich auffälligen 3D-Animationen. Ja, Animes werden schon lange am Computer produziert und es wird immer häufiger eine Technik eingesetzt, bei der klassische 3D-Modelle mit Zeichnungen verbunden werden. Nur leider wirkte diese Technik, die zu Beginn vor allem bei den Verwandlungen der Sailor-Kriegerinnen eingesetzt wurde, etwas deplatziert.
Die Kritik der Fans scheint mittlerweile Toei erreicht zu haben, denn seit Staffel drei wurden die Modelle – scheinbar – durch Zeichnungen ersetzt. Dennoch ergeben sie gerade zu Beginn der Sendung einen sehr seltsamen und unnötigen Bruch, den man sicherlich hätte vermeiden können.
„Moon Pride anata no chikara ni naritai“
Abschließend gehört natürlich zu der neuen Vertonung mehr als nur eine neue Synchronfassung. Auch wenn man hier natürlich lange die Entscheidung diskutieren kann für alle Rollen, außer Usagi, neue Sprechen (und das sowohl für die japanische, als auch deutsche Fassung) zu wählen, oder, dass die Sprachzensur für die deutsche Fassung endlich aufgehoben wurde.
Die größte Veränderung stellt vermutlich die Titelmelodie dar. Auch in der deutsche Fassung wurde das japanische Titellied übernommen. Zudem wurde das alte, sehr melancholische Lied, durch ein neues ersetzt, welches nun die Stärke von Mädchen oder zumindest der Sailor-Kriegerinnen besingt, die sich nicht mehr von Männern retten lassen müssen. Etwas, dass tatsächlich auch in der Handlung mit dem immer hilfloser fühlenden Mamoru thematisiert wird.
Während sich einige Fans über eine Neuauflage von Moonlight Densetsu sicherlich gefreut hätten, mag ich den absurden Bruch zwischen dem viel zu süßem Titellied und dem düsteren Anime.
Mehr als ein HD-Remake
Wenn Sailor Moon Crystal eines nicht ist, dann ein einfaches HD-Remake. Man merkt, dass die Toei Animation das 20-jährige Jubiläum groß und gebührend feier wollte. Bisher sind daraus drei sehr gute Staffeln entstanden, die nach und nach auch ins Deutsche übersetzt werden. Die süße Musik, der pastellige Zeichenstil und die düsterere Handlung orientieren sich stark an dem wofür der Manga bekannt war und was leider in der ersten Anime-Fassung verloren gegangen ist. Es ist fast etwas schade, dass es 20 Jahre brauchte um zu seinen Wurzeln zurückzufinden. Wer den Manga damals mochte, wird die neue Fassung lieben. Allen anderen möchte ich diese Fassung ans Herz legen, auch allen männlichen Lesern, die vielleicht die ganze Zeit beim Lesen des Artikels die Augen verdrehen, den dieser sehr kurzweilige Anime zeigt, dass es auch weibliche Superheldinnen geben kann, die die Welt retten können.