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La La Land: Lasst uns gemeinsam träumen [Filmreview]

Über kaum einen Film wurde in den letzten Wochen mehr berichtet, als über La La Land mit Emma Stone und Ryan Gosling. Es ist ein Film mit Musical-Elementen, der voller Sehnsucht auf die großen Filme der Vergangenheit zurückblickt, aber auch ein Film, der sich fragt wie viele Träume eigentlich wert sind.

In fünf Teilen erzählt La La Land von Damien Chazelle (Whiplash, 10 Cloverfield Lane) über den Versuch in Los Angeles, dem namensgebenden La La Land, groß rauszukommen. Mia ist Schauspielerin, die auf dem alten Warner Brothers-Gelände als Kellnerin arbeitet und sich von einem Casting zum nächsten schleppt, immer in der Hoffnung die eine Rolle zu bekommen, mit der sie endlich berühmt wird. Immer wieder trift sie dabei auf Sebastian, der von einem eigenen Jazz-Club träumt. Nach und nach kommen sich die beiden – trotz anfänglicher Abneigungen – näher und werden schließlich ein Paar.

Doch immer wieder scheinen die Träume der beiden ihrer Beziehung im Wege zu stehen oder genau der Punkt zu sein, über den es zum Streit kommt. So tritt Sebastian einer Band bei, deren Musik er nicht sonderlich mag, nur um endlich Geld zu verdienen. Während Mia lieber als arme Theaterschauspielerin versucht ihren Traum zu verwirkliche, als sich mit einem Job rumzuschlagen, für den sie keinen Leidenschaft empfindet.

Genau dieser Konflikt, der immer wieder aufgegriffen wird, ist es, der La La Land von einer einfachen Liebesgeschichte loslöst. Das Leben verläuft schließlich nicht nach dem Muster: Sie necken sich, sie verlieben sich, sie sind glücklich für alle Tage.

Kunst und Musical

Doch natürlich ist es nicht nur die Handlung, die diesen Film von anderen seines Genres abhebt. Wobei man sich natürlich bei La La Land fragen muss welches Genre dies denn wäre, schließlich finden wir Elemente aus dem klassischen Liebesfilm, Musical und Drama. Gleichsam versucht er etwas neues, eigenes zu sein, dass nur durch den Rückbezug auf klassische Filme funktioniert. Nicht nur sprechen die Protagonisten über Casablanca und Filme mit James Dean, es gibt auch zahlreiche optische und musikalische Anspielungen an Filme der Vergangenheit. Die Farbauswahl mit seinen vielen Farben erinnert an die ersten Musicals in Technicolor. Die Tanzszenen könnten geradezu aus einem Gene Kelly und Fred Astaire-Film stammen – wenn beide nur einigermaßen okay tanzen könnten – und einige der Bildeinstellungen sind direkt aus Filmen der Nouvelle Vague entnommen.

Untermalt werden diese Bilder und dieses Sehnen nach der alten Zeit mit klassischen Musicalnummern – samt Jazzhands – und dem düsteren Jazz, den Sebastian immer wieder spielt und der einen herrlichen Kontrast zu Mias bunten Musicalnummern darstellt.

Abgesehen von zwei Szenen – der in welcher Emma Stone Someone in the Crowed alleine vor einem Spiegel sing und der in welcher sie später über ihre Tante sing – fand ich die Musical-Nummern persönlich relativ schrecklich. Klar gehen die fünf Melodien wenn man sie immer und immer und immer wieder in leicht abgewandelten Formen hört ins Ohr, aber warum muss ein Film von dem eines der Hauptelemente Musik ist, mit einem Schauspieler besetzt werden, der ganz okay aussieht, aber weder tanzen noch singen kann. Gehen Hollywood die Schauspieler aus? Vor allem ist es noch nicht einmal sein Mangel an Gesangstalent, welches Ryan Gosling für mich als Fehlbesetzung dieser Rolle wirken lässt, sondern viel mehr seine sonderbare Emotionslosigkeit, während er sich bemüht auf das Singen und Klavierspielen konzentriert.

Emma Stone kann hingegen genau dadurch punkten, dass sie eben keine gelernte Sängerin ist. Ihre Stimme klingt gut, nicht perfekt, aber über die kleinen Lacher, die sie in ein Lied mit einbringt oder die tiefe Traurigkeit, die sie an anderen Stellen empfindet, schafft sie es Emotionen über die Lieder zu transportieren. Sie ist nicht nur ein Teil des bunten Sänger-Flashmobs, sondern hebt sich davon ab. Während Mias Freundinnen Someone in the Crowd singen, hält sie sich raus und singt das Lied erst als sie alleine ist und macht es damit zu ihrem eigenen, sowie gleichsam zu der traurigen Frage ob man wirklich nur berühmt werden kann, wenn man zufällig jemanden kennt, der einen berühmt machen kann.

Es ist auch im übrigen Film Emma Stone und ihre Individualität, die diesen Film trägt. Ryan Gosling ist eben da, weil sie ein love interesst braucht und weil er sie ab und zu in die richtige Richtung schubsen kann. Ansonsten fällt kaum auf ob er nun auf Tour ist oder in La La Land am Klavier sitzt.

Oscar-Anwärter ohne Konkurrenz

Bereits während der Golden Globes wurde La La Land und Emma Stone im besonderen immer wieder hochgelobt und mit Preisen überhäuft. Auch wird er als Anwärter auf einige Oscar-Nominierungen gehandelt. Eine Nominierung, die definitiv nicht überraschend kommen würde, den dieser Film war wirklich sehr schön anzusehen und die Musik bleibt auf längere Zeit im Gedächtnis. Dennoch ist dies wieder einmal der Versuch einen Kunstfilm zu zeigen, der Hollywood als solches flach thematisiert. Nur am Rande wird erwähnt, dass Menschen in Hollywood scheitern und nicht jeder Mensch ein glamouröses Leben führen kann. Während Mia und Sebastian dennoch irgendwie nie Geldsorgen haben, teure Autos fahren, teure Kleidung tragen und sich auf phantastischen Partys herumtreiben.

Und wieder einmal muss man sich fragen warum sich Hollywood nicht traut über das wirkliche Scheitern zu erzählen. Warum können die beiden ihre Träume nicht erfüllen? Warum kann sie nicht beschließen etwas anderes aus ihrem Leben zu machen, statt Schauspielerin zu werden? Und wieso muss die Anfangsszene wie einer dieser Horror-Musical-Flashmobs wirken, die auf Youtube schon immer wie eine Parodie wirken?