Und schon wieder melde ich mich. Na, habt ihr eigentlich gestern GNTM geguckt? Das Finale war recht lustig, auch wenn eigentlich schon seit Wochen feststand wer gewinnen würde. Aber gut war die komplette Show trotzdem, auch wenn es letztes Jahr wesentlich imposanter war. Allein schon wie die Kandidatinnen im letzen Jahr in diesen super langen Kleider über das Publikum und auf den Laufsteg geschwebt sind. Beim letzten Jahr konnte man Sara Nuru auch wirklich den Sieg gönnen. Irgendwie ist die diesjährige Gewinnerin ein wenig zu still. . .
Naja darum soll es hier eigentlich gar nicht gehen. Der Bibliotheksüberfall ist endlich komplett fertig und überarbeitet. Es ist eine Kurzgeschichte, bei welcher ich versucht habe etwas realistischer zu schreiben [tatsächlich enthält die Geschichte Mal keine Fantasyelemente]. Viel Spaß beim lesen. Über Kommentare freu ich mich immer.
Der Bibliotheksüberfall
Die kleine Bibliothek lag ruhig da. Betonmauern umschlossen die geordneten Reihen. Neben den Papiereinbänden lockte hier und da ein in Leder gebundenes Buch und versprach nicht nur seinen Inhalt Preis zu geben, sondern auch etwas von seiner eigenen Geschichte zu verraten. Wenn man eines der Bücher aufschlug, so verströmte zunächst der typische süßliche Duft, gleich gefolgt von einem weiteren Geruch, der auf vormalige Entleiher hinwies. Hier und da war es ein schweres Parfüm, Zigarettenrauch oder der Geruch von Moder, der von den Werken ausging. In den Büchern selbst befanden sich zum Teil noch alte Bibliothekskarten, auf welchen vermerkt war wann wer das Buch entliehen hatte, vergessene Fristzettel oder Notizzettel, welche irgendjemand dort achtlos zurückgelassen hatte. Die Wände der Bibliothek waren teilweise mit weißem Holz verkleidet, doch meistens sah man hinter den Regalen nur anonymen, kalten, grauen Beton. An der Decke zogen sich Luftschächte entlang.
An einem kühlen Frühlingsmorgen befanden sich einige Personen in der öffentlichen Bibliothek, welche aus einem großen Raum bestand und sich im ersten Geschoss eines Wohnhauses befand. Eine alte Dame blätterte gedankenverloren in einem rosa eingebundenen Roman umher, ein grimmig blickender Mann, mittleren Alters, wanderte zwischen den Regalen herum und zog an einigen Stellen immer wieder Bücher hervor um dann den Kopf zu schüttel und das betreffende Werk wieder zurück zu stellen. Eine kleine Gruppe Jugendlicher saß in der biologischen Abteilung. Sie lasen sich Passagen aus einem Sexualkundebuch vor, um dann in lautes Kichern zu verfallen, worauf sie sich böse Blicke der furchtbar alten Bibliothekarin einheimsten. Ein Student kritzelte hektisch Wörter auf ein Blatt Papier und ein junges Mädchen saß zwischen den Regalen auf dem Boden und blätterte begeistert in einem schweren, ledergebundenen Werk.
In diese Stille entlud sich nun der Schrei eines Mannes, der plötzlich mit gezogenem Messer in die Bibliothek stürmte. Alle starrten ihn, soweit dies möglich war, erschrocken an. Der Mann blickte sich einen Moment um und schien dann erst wirklich zu begreifen, dass er sich inmitten einer öffentlichen Bibliothek befand. Mit dem Messer auf die Bibliothekarin deutend reichte er ihr einen Leinenbeutel und rief dann in perfekter Gangsterfilmmanier: „Los, leeren sie die Kasse!“ Perplex starrte die Frau ihn an, öffnete dann die kleine Metallbox, in welcher das Geld für zu spät zurückgebrachte Bücher aufbewahrt wurde, und entleerte die dort vorhandenen drei Euro und 25 Cent in den Beutel. „So und jetzt legen sich alle auf den Boden, legen ihre Portemonnaies neben sich und sind still!“, befahl der Mann barsch. Jede der Personen tat wie geheißen und legte sich in lauter Verwirrung auf den Boden. Der Einzige, der dies nicht tat, war der grimmig dreinblickende Mann, der beim Eintritt des Fremden an den Regalen weiter entlang geschlichen war und nun in Höhe des Mädchens mit dem Lederbuch war. Er lief noch ein bisschen weiter und legte sich so hin, dass er direkt neben dem Mädchen lag, jedoch durch eine Regalwand von ihr getrennt war. Dann flüsterte er ihr zu: „Wir müssen Hilfe holen.“ Erstaunlicherweise redete der grimmige Mann mit einer freundlichen und warmen Stimme. Gerade in diesem Moment wurde dem circa 18 jährigen Mädchen bewusst, dass wahrscheinlich jede Person in diesem Raum ein Handy besaß, dies jedoch beim betreten der Bücherei hatte abgeben müssen. Vorsichtig blickte sie auf. Der Fremde hatte gerade die Brieftasche der alten Dame aufgehoben, angewidert auf den rosa Roman gestarrt der sich nun als selbst mitgebrachter Groschenroman entpuppt, und war nun in Richtung der Jugendlichen unterwegs.
Über dem Mädchen erstreckten sich Lüftungsschächte. Wäre dies ein Film, so hätte sie ganz leicht über diese entkommen können und hätte Hilfe geholt. Diese Schächte waren jedoch gerade einmal 20 Zentimeter breit, so dass selbst sie, mit ihrer zierlichen Statur, nicht durch jene hätte entkommen können. Der einzige Fluchtweg schien eines der Fenster zu sein, welche auf einen Vorsprung führten, der einmal um das Gebäude herumführte und an welchem eine Feuerleiter befestigt war. Es boten sich nun jedoch zwei Probleme. Zum Einen reichte die Fensterfront vom Boden bis zur Decke und es war unmöglich vor dieser entlangzugehen ohne vom Inneren aus gesehen zu werden. Zum Anderen lagen das Mädchen und der Mann in einer der hinteren Ecken, so dass sie den kompletten Innenraum hätten durchschreiten müssten um an das Fenster zu kommen. Leise flüsterte das Mädchen ihm zu, dass sie eine Möglichkeit finden müssten um durch das Fenster zu entkommen.
Der Fremde war mittlerweile mit den wimmernden Jugendlichen fertig und ging gerade hinüber zu dem Studenten, der sich schützend auf seine Arbeit gelegt hatte. Das Mädchen blickte sich weiter suchend nach einem Ausweg, den es nicht zu geben schien, um. Vorsichtig versuchte sie noch einmal den grimmigen Mann nach einer Lösung zu fragen, doch da war es schon zu spät. Der Dieb schlich auf ihn zu, umrundete danach das Regal und taxierte das Mädchen mit einem durchdringenden Blick. Dann bückte er sich, hob das in Leder gebunden Buch auf, in welchem das Mädchen bis vor Kurzem gelesen hatte, und starrte es lange an. „Hier ist es also.“, flüsterte er so leise, dass nur das Mädchen es hören konnte, und verließ dann mit dem Fristgeld und dem Buch die Bibliothek.